Kaufhäuser als Ladenhüter?

Handel: Der deutsche Markt gilt als ein raues Pflaster. Starke Konkurrenz und hausgemachte Probleme bringen viele Firmen in Not.

Düsseldorf. Wird das Kaufhaus in Deutschland zum Ladenhüter? Zuletzt ging es Schlag auf Schlag bergab im Einzelhandel: Wehmeyer, Hertie und Sinn-Leffers mussten Insolvenz anmelden. Metro hat ihre Beteiligung an den Adler-Modemärkten abgeschrieben und sucht für die Billigkette ebenso einen Käufer wie für ihre Kaufhof-Warenhäuser.

Douglas hat die Textiltochter Appelrath-Cüpper auf die Beobachtungsliste gesetzt, da sie seit Jahren nicht ihre Kapitalkosten verdient. Und auch die Karstadt-Häuser schwächeln. Eine Fusion mit dem Kaufhof scheint zwar vorerst vom Tisch, doch sucht Arcandor-Chef Thomas Middelhoff händeringend nach einer Lösung.

Deutschland gilt als raues Pflaster für Mode und Einzelhandel. Das mussten auch schon diverse ausländische Ketten schmerzvoll erfahren. Die in den USA erfolgreiche Modekette Gap beispielsweise verließ 2004 wegen mangelnden Erfolgs sang- und klanglos den deutschen Markt. Auch die britische Kette Marks & Spencer hatte Deutschland angesichts sinkender Umsätze bereits 2001 fluchtartig wieder verlassen.

"Die Warenhäuser stehen seit Jahrzehnten unter Druck", sagt der Handelsexperte der Unternehmensberatung A.T. Kearney, Mirko Warschun. "Ihr Marktanteil ist zuletzt auf nur noch 3,5Prozent gesunken."

Schuld an der Krise seien nicht zuletzt die Firmen selbst. Denn sie hätten zu lange an der Idee festgehalten, dass es reiche, alles unter einem Dach anzubieten, und viel zu wenig in ihre Marke, ihr Geschäft und ihre Sortimente investiert. Es fehle an einem Ambiente, das zum Einkaufen verführe.

Besonders hart trifft es derzeit die vielen, oft profillosen Anbieter der Mitte. In ihrer Positionierung liegen sie zwischen den profilierten Markenanbietern des gehobenen Segments und den preisaggressiven Anbietern wie Kik oder Takko. Wehmeyer oder Sinn-Leffers beispielsweise haben stark auf die Jugend gesetzt, die aber lieber bei angesagten Ketten wie H&M, Zara oder Esprit einkauft. Ältere Kunden wurden dagegen vernachlässigt.

Darauf hat Sinn-Leffers inzwischen zwar reagiert und hochwertige Marken wie Max Mara, Calvin Klein oder Polo Ralph Lauren ins Sortiment genommen. Ob das neue Konzept sich bewähren darf, wird aber erst die Sanierung zeigen.

Die Warenhäuser leiden aber nicht nur an hausgemachten Problemen und der Konsumschwäche in Deutschland. Auch die wachsende Konkurrenz durch innerstädtische Einkaufszentren mit ihren Spezialhändlern macht ihnen zu schaffen. Viele Kunden gehen lieber gleich in ein Sportgeschäft, wenn sie Fußballschuhe kaufen wollen, und in den Elektromarkt für einen PC.

Die Todesglocken für die Warenhäuser zu läuten, das halten Experten dennoch für verfrüht. Das beweisen nicht zuletzt die florierenden Luxus-Kaufhäuser wie das KaDeWe in Berlin oder das Alsterhaus in Hamburg. Allerdings ist der Markt für solche Premium-Filialen beschränkt.

Schwieriger ist die Situation für "normale Warenhäuser". "Die breite Mitte ist eine Herausforderung, und es gibt derzeit zu viele Standorte", sagt Warschun. Er erwartet, dass sich die Konsolidierungswelle fortsetzen wird. Dann aber habe das Kaufhaus durchaus eine Zukunft. Immerhin würden die Innenstädte nach jahrelangen Verlusten derzeit wieder deutlich an Bedeutung als Einkaufszentren gewinnen.