Aufatmen bei Lufthansa

Der Streik ist vorbei. Doch der Abschluss kostet pro Jahr 100 Millionen Euro.

Frankfurt. Nach fünf Tagen Streik ist einer der heftigsten Arbeitskämpfe in der Geschichte der Lufthansa beigelegt. Die Gewerkschaft Verdi einigte sich mit der Lufthansa, die Gehälter von 50 000 Mitarbeitern am Boden und in der Kabine in zwei Schritten um zusammen 7,4 Prozent anzuheben.

Damit endet der Streik von 5000 Verdi-Mitgliedern, der zu mehreren hundert Flugausfällen geführt hatte. Allerdings ist auch in den kommenden Tagen noch mit Behinderungen zu rechnen. Der Sonderflugplan gilt bis Montag. Erst in ein bis zwei Wochen werde der Betrieb wieder normal laufen, teilte die Lufthansa mit. Die Airline bezifferte die Kosten des Abschlusses auf 100Millionen Euro im Jahr.

Der Kompromiss sieht vor, dass die Gehälter rückwirkend zum 1. Juli um 5,1Prozent steigen. Ab dem 1. Juli 2009 gibt es einen weiteren Anstieg um 2,3 Prozent. Hinzu kommt eine Einmalzahlung für 2008, die je nach Erfolg des Geschäftsbereichs bis zu 2,4 Prozent eines Jahresgehalts beträgt.

Die Laufzeit des Vertrages liegt bei 21 Monaten bis Ende Februar 2010. Umgerechnet auf ein Jahr erhöhen sich die Gehälter um 4,2 Prozent. Den Kompromiss müssen die Verdi-Mitglieder noch in einer Urabstimmung bestätigen. Diese soll kommende Woche stattfinden. Dabei wird davon ausgegangen, dass die Mehrheit der Einigung zustimmt.

Verdi war mit einer Forderung von 9,8 Prozent mehr Geld bei einem Jahr Laufzeit in die Verhandlung gegangen. Die Lufthansa hatte zunächst bei 21 Monaten Laufzeit schrittweise 6,7 Prozent plus Sonderzahlungen geboten.

"Es ist kein Abschluss im schmerzfreien Bereich", sagte Lufthansa-Personalchef Stefan Lauer. Allerdings gebe er Planungssicherheit und die deutlich geringere Erhöhung von 2,3 Prozent nächstes Jahr spiegele die erwarteten Probleme in der Airline-Branche wider, die derzeit unter den hohen Ölpreisen leidet. "Das Ergebnis wird nicht alle Erwartungen erfüllen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Erhard Ott. "Wir haben mehrfach vor der Abreise gestanden."

Der Tarifabschluss steht bei den 14000 Kabinenbeschäftigten noch unter dem Vorbehalt einer Einigung von Lufthansa, Verdi und der konkurrierenden Gewerkschaft Ufo. Hintergrund ist, dass Ufo einen noch bis Ende 2008 laufenden Tarifvertrag für die Kabine ausgehandelt hatte und kommendes Jahr mit einem eigenen Abschluss 15 Prozent mehr Geld durchsetzen will.

Daher könnte es 2009 erneut zu Streiks, allerdings nur beim Kabinenpersonal, kommen. Ufo nannte den Abschluss unzureichend und geht zugleich gerichtlich gegen einige Regelungen im aktuellen Tarifwerk vor.

Der Tarifabschluss bei der Lufthansa wird den Konzern deutlich belasten. Im zweiten Jahr der Laufzeit lägen die Mehraufwendungen bei rund 100 Millionen Euro, sagte Lauer. Jeder Prozentpunkt beim Tarifabschluss, der zusammen bei 7,4 Prozent liege, koste 15 Millionen Euro im Jahr. Hinzu kämen die Einmalzahlungen. Den Schaden durch den Streik bezifferte Lauer auf einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag.

Weiterhin ungelöst ist dagegen der Tarifkonflikt bei den Piloten der Lufthansa-Töchter Eurowings und CityLine. Hier sind nach zwei 24- und 36-Stunden-Streiks weitere Arbeitskämpfe möglich. Nach Angaben von Lauer beurteilt die Vereinigung Cockpit, die die Tarifverhandlungen für die Piloten führt, derzeit das jüngste Lufthansa-Angebot.

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