„Kein Berater in einer Bank lebt von Provisionen“

Thomas A. Lange, Chef der Bankenvereinigung NRW, kämpft für den Ruf der Branche.

Herr Lange, die Bankenvereinigung NRW vertritt die Interessen der privaten Banken. Fällt das schwer in Zeiten, in denen laut einer Umfrage nur noch 29 Prozent der Verbraucher den Banken vertrauen?

Thomas Lange: Wir müssen uns der Realität stellen. Seit Beginn der Finanzkrise hat das Ansehen meiner Zunft gelitten. Das Umfrageergebnis ist jedoch zu ergänzen. So sind die Imagewerte wesentlich höher, wenn Sie fragen, welches Vertrauen die Menschen in ihre Hausbank und ihren Berater haben. Hier liegen die Werte über 80 Prozent. Hinzu kommt, dass die junge Generation und ihre Eltern das Bild meines Berufsstandes differenzierter betrachten als die Gesamtgesellschaft. Wir erhalten so viele Bewerbungen zur Ausbildung als Bankkaufmann wie nie zuvor.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück will Überziehungszinsen deckeln — angesichts der Tatsache, dass sich Banken Geld von der EZB für 0,75 Prozent Zinsen leihen und für einen Überziehungskredit bis zu 15 Prozent nehmen.

Lange: Im sich abzeichnenden Wahlkampf ist es populär, mit solchen Scheinargumenten gegen die Banken zu schießen. Tatsache ist, dass solide Banken höhere Refinanzierungskosten haben, weil sie auf Einlagen ihrer Kunden zurückgreifen. Sie sind, je nach Laufzeit, deutlich höher zu verzinsen. Hinzu kommen, gerade bei Überziehungskrediten, substanziell höhere Bearbeitungs- und Dokumentationskosten. Hier eine Deckelung einzuführen, halte ich für verfassungsrechtlich unzulässig.

Den Banken wird Intransparenz bei den Kosten von Finanzprodukten vorgeworfen. Die Beratung ist schließlich nur scheinbar gratis, die Berater leben von der Provision und verkaufen dann auch Produkte, die dem Kunden eher schaden. Wäre da nicht eine Honorarberatung besser?

Lange: Ich muss Sie korrigieren: Kein Berater in einer Bank lebt von Provisionen. Die Mitarbeiter in der gesamten deutschen Kreditwirtschaft haben — tarifvertraglich oder außertariflich festgelegt — ein Gehalt, von dem mehr als 80 Prozent fest und weniger als 20 Prozent variabel sind. Ausnahmen gibt es lediglich im Investment Banking. Die Höhe der variablen Vergütung richtet sich nicht ausschließlich nach den Provisionen, sondern auch sonstigen Kriterien, wie etwa Kundenzufriedenheit. Das wird umfassend berücksichtigt.

Und wie steht es um die Honorarberatung?

Lange: Selbstverständlich werden private Banken zukünftig stärker die Honorarberatung akzentuieren. Tatsache aber ist, dass die Honorarberatung, die bereits von einer Reihe von Häusern angeboten wird, bei den Kunden auf wenig Akzeptanz stößt. Es zeigt sich immer wieder, dass sich über die Jahre offenbar die Erkenntnis festgesetzt hat, die Beratung in Banken sei kostenfrei. Schließlich ist gerade bei — relativ betrachtet — kleineren Anlagesummen etwa unter 100 000 Euro eine Honorarberatung ökonomisch zweifelhaft.

Sie sind Vorstandschef der Essener National-Bank. 2008 eröffneten Sie in Wuppertal eine Niederlassung. Was macht Wuppertal für Sie attraktiv?

Lange: Eine gesunde mittelständische Wirtschaft und solide Privatkunden. Der Standort ist exzellent. Wir fühlen uns hier sehr wohl.