Kirch-Prozess endet im Oktober

München (dpa) - Zehn Jahre nach der Insolvenz des Kirch-Konzerns ist im größten Schadenersatzprozess der Erben gegen die Deutsche Bank das Urteil in Sicht.

Das Oberlandesgericht München legte die Plädoyers für den 12. Oktober fest und will dann zu einem Urteil kommen. Davor soll es Angaben vom Freitag zufolge nur noch zwei Verhandlungstermine geben, am 4. Juli und am 12. September.

Die Erben des verstorbenen Leo Kirch und Insolvenzverwalter ehemaliger Kirch-Firmen werfen der Deutschen Bank vor, den Münchner Film- und Fernsehkonzern 2002 in die Pleite getrieben zu haben. Im laufenden Prozess fordern sie mehr als zwei Milliarden Euro Schadenersatz. Ein weiteres Berufungsverfahren über 1,3 Milliarden Euro soll später noch folgen.

Letzte prominente Zeugin war am Freitag die Verlegerin Friede Springer. Sie berichtete, wie sie nach Kirchs Insolvenz die Mehrheit am Axel-Springer-Verlag erlangte. Mit Anekdoten über das Tauziehen um Deutschlands größten Zeitungsverlag brachte die 69-Jährige die Juristen und Zuschauer immer wieder zum Lachen. Inhaltlich jedoch gab es wenig Neues. Kläger-Anwalt Wolf-Rüdiger Bub sagte: „Frau Springer gehörte nicht zu den Konstrukteuren der Zerschlagungsstrategie. Sie hat allerdings davon profitiert.“

Kirch hatte seine 40-Prozent-Beteiligung am Axel-Springer-Verlag für einen Kredit über 700 Millionen Euro bei der Deutschen Bank verpfändet. Friede Springer sagte, sie habe dem damaligen Deutsche-Bank-Chef Rolf Breuer ihr Interesse an einem Kauf bekundet, wenn Kirch in Not kommen sollte. „Ich hatte ein gutes, freundschaftliches Verhältnis mit Herrn Kirch. Mal wollte er von mir kaufen, mal ich von ihm.“

Im September 2001 habe Kirch ihr schließlich das ganze Paket verkaufen wollen und für sie sogar einen Termin bei der HypoVereinsbank organisiert. „Ich wurde gefragt, was haben Sie an Vermögen? Wir haben dann festgestellt, nein, das geht nicht“, sagte Springer. Aber „das war wirklich ein netter, schöner Tag“.

Drei Monate vor Kirchs Insolvenz im April 2002 habe WAZ-Verlagschef Erich Schumann ihr vorgeschlagen, das Aktienpaket gemeinsam zu übernehmen: „Er war irrsinnig freundlich.“ Aber ein Einstieg der WAZ bei Springer sei für sie undenkbar gewesen. Dass der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) mit Schumann und Breuer über die Springer-Anteile gesprochen habe, habe sie erst später erfahren. Ein halbes Jahr nach Kirchs Insolvenz habe sie der Deutschen Bank 10 Prozent aus dem Paket abgekauft. Damit verfügte sie über eine Mehrheit von 55 Prozent.