Klagewelle gegen Middelhoff
Justiz: Der Insolvenzverwalter fordert Millionen. Es geht um Boni, Geschenke und Flüge.
Essen. Noch mehr Schadenersatzklagen gegen den früheren Arcandor-Chef Thomas Middelhoff: Am Wochenende wurde eine weitere Millionenforderung gegen Middelhoff und andere Ex-Manager des 2009 zusammengebrochenen Konzerns bekannt. Kläger ist ein weiteres Mal Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg. Middelhoff bestreitet alle Vorwürfe und will Görg sogar wegen Prozessbetrugs verklagen.
Der Insolvenzverwalter habe nach einer Schadenersatzforderung von 175 Millionen Euro eine zweite Klage beim Landgericht Essen hinterhergeschoben, bestätigte Görg-Sprecher Thomas Schulz Berichte von „Bild am Sonntag“ und „Spiegel“. Diesmal geht es um 24 Millionen Euro.
Das sind nicht die einzigen Forderungen, die Middelhoff oder andere Arcandor-Manager betreffen. So will Görg auch von Ex-Karstadt-Chef Stefan Herzberg Schadenersatz. Er macht ihn und womöglich vier weitere damalige Mitgeschäftsführer dafür haftbar, 250 Millionen Euro bei der früheren Konzernmutter Arcandor nicht eingefordert zu haben. Der Betrag stand Karstadt zu, wurde aber nie gezahlt. Karstadt gehört nun dem Investor Nicolas Berggruen.
In der nun bekannt gewordenen Klage geht es um knapp 24 Millionen Euro, die Görg von früheren Arcandor-Managern haben will, davon allein 15,9 Millionen Euro von Middelhoff. Neben Middelhoff sind fünf Ex-Vorstände und zwei frühere Aufsichtsratsvorsitzende betroffen.
Ihnen wird vorgeworfen, weit überzogene Bonuszahlungen und Abfindungen kassiert oder bewilligt zu haben. So habe Middelhoff für das Geschäftsjahr 2007/08, als der Konzern 746 Millionen Euro Verlust machte, einen Sonderbonus von mehr als zwei Millionen Euro kassiert.
Außerdem soll Arcandor 150 000 Euro für eine von Middelhoff herausgegebene Festschrift zum 70. Geburtstag des ehemaligen Bertelsmann-Chefs Mark Wössner ausgegeben haben. Dabei handelte es sich laut Insolvenzverwalter um ein privates Geschenk ohne Bezug zu Arcandor. Außerdem soll Middelhoff 2005 einen Flug mit einem Privatjet nach Kanada über Arcandor abgerechnet haben.