Konjunkturbarometer im Rheinland steht weiter auf schön
Die Rheinische Wirtschaft steuert auf eine ihrer längsten Wachstumsphasen zu. Die Stimmung ist so gut wie seit 2003 nicht mehr. Doch die drohenden Diesel-Fahrverbote bereiten Sorge.
Düsseldorf. Erfolg gibt es nur mit den besten Rahmenbedingungen, könnte man meinen. Dass Deutschland seit fünf Monaten ohne Regierung ist, schadet der Wirtschaft aber offensichtlich nicht. Die Konjunktur zeigt weiter nach oben, die rheinische Wirtschaft liefert neue Bestnoten ab. Das hat Ulrich S. Soénius, Geschäftsführer der IHK-Initiative Rheinland, im aktuellen Konjunkturbericht festgestellt, den er gestern mit Gregor Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf, vorstellte.
Seit Erscheinen des ersten Konjunkturbarometers 2003 haben die Firmen ihre Lage nicht mehr so gut bewertet wie aktuell. Und so schrauben die Unternehmer ihre Geschäftserwartungen deutlich nach oben: 49 Prozent der Befragten bezeichnen ihre Lage als gut, weitere 43 Prozent sind zufrieden. Der Anteil derjenigen, die ihre Lage als schlecht einschätzen, ist mit rund acht Prozent so niedrig wie nie zuvor. Damit steuert die Wirtschaft auf eine ihre längsten Wachstumsphasen zu. „Ich habe nichts dagegen, dass es so weitergeht“, sagt Gregor Berghausen. Gestützt wird die Hochlage von steigenden In- und Exporten, kauflustigen Verbrauchern, einem Rekordbeschäftigungsstand und steigenden Löhnen. Die Zahlen im Detail: 28 Prozent der Unternehmen schauen zuversichtlich ins Jahr 2018, der überwiegende Teil (63 Prozent) rechnet mit einer gleichbleibenden Entwicklung. Damit klettert auch der IHK-Konjunkturklima-Index mit 129,7 Punkten (Herbst 2017: 125,2) auf den höchsten Wert seit sieben Jahren.
Die zunehmende Kapazitätsauslastung (mehr als 82 Prozent) und die guten Nachfragen bewegten die Unternehmer der IHK zufolge dazu, vermehrt in neue Anlagen zu investieren (auch hier auf dem höchsten Stand seit 2003). Der Export-Erwartungsindikator liegt nach Angaben der Statistiker mit 29 Punkten deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.
Risiken — wie etwa der Brexit 2019, Konflikte mit Russland, der Türkei und Nordkorea sowie Spannungen in der Europäischen Union — treten laut Barometer gegenüber nationalen Unsicherheiten in den Hintergrund. Allein der Fachkräftemangel trübt die gute Stimmung und wächst sich zum Abstand größten Risiko aus. „Jedes zweite der befragten Unternehmen zeigt sich besorgt. Vor allem die Kunststoffindustrie, der Maschinenbau, die Elektro- und Metallindustrie suchen dringend Mitarbeiter“, sagt Ulrich S. Soénius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Köln.
Als zweitwichtigstes Risiko nennen die rheinischen Unternehmer die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen. Neben der Hängepartie um die Regierungsbildung zählt laut Soénius zu den weiteren Risiken, dass Unternehmen deutlich mehr Zeit für Bürokratie aufwenden müssen. Und auch die Diskussion um die drohenden Diesel-Fahrverbote verunsicherten viele Unternehmer.
Am Donnerstag entscheidet das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig konkret für Düsseldorf und Stuttgart, ob Diesel-Fahrverbote zulässig sind. Dagegen haben Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Revision eingelegt. „Für die Wirtschaft wäre das ein verheerendes Signal. Viele Firmen können ihren Fuhrpark nicht so einfach umstellen“, sagt Ulrich S. Soénius. Gute Luft sei natürlich ein wesentlicher Standortvorteil, aber kurzfristig müssten — im Fall von Fahrverboten — Ausnahmegenehmigungen erteilt werden, um Unternehmer nicht in den Ruin zu treiben. Langfristig müsse man sowieso auf alternative Antriebstechniken umstellen und stärker in den ÖPNV investieren.