Kreuzfahrtbranche erhöht Schlagzahl

Hamburg (dpa) - Die Kreuzfahrtbranche erwartet im deutschen Markt auch in den kommenden Jahren deutliche Zuwachsraten. Die Branche rechnet bis 2015 mit jährlich 11 Prozent mehr Passagieren. Das sei machbar, berichtete der Geschäftsführer von Tui Cruises, Richard J. Vogel, am Montag in Hamburg.

2010 hatten 1,2 Millionen Touristen aus Deutschland eine Hochseereise gebucht, was einem Bevölkerungsanteil von 1,5 Prozent entspreche. „Die Zeiten, dass wir nur kleine Schiffe füllen können, sind endgültig vorbei“, sagte Vogel. In den vergangenen zehn Jahren sei der deutsche Passagier-Markt jährlich durchschnittlich um 12,4 Prozent gewachsen.

Um die rasant wachsende Nachfrage zu bedienen, haben die Reedereien weltweit 19 Hochsee-Kreuzfahrtschiffe bis 2016 im Volumen von rund 13 Milliarden US-Dollar (9,6 Mrd Euro) bestellt - mit Platz für mehr als 55 000 Bordgäste. Bis Mittwoch (28.9.) erörtern mehr als 500 Vertreter namhafter Reedereien - Aida Cruises ebenso wie Carnival, Costa Crociere und Hapag-Lloyd Kreuzfahrten - beim Fachkongress Seatrade Europe in Hamburg die Veränderungen im Markt.

Der deutsche Kreuzfahrtmarkt, in Europa der größte nach Großbritannien und weltweit Nummer Drei, hat nach Einschätzung des Tui-Managers enormes Potenzial. „Wir haben ein reisefreudiges Volk“, sagte Vogel. 2,07 Milliarden Euro Umsatz brachten 2010 die Hochsee-Kreuzfahrten ein nach 1,93 Milliarden im Vorjahr.

Hinzu kommt das expandierende Geschäft mit den Flusskreuzfahrten. Die Zahl von 430 000 Passagieren und 470 Millionen Euro Umsatz soll ebenfalls zweistellig gesteigert werden. Bis 2014 kämen 25 Schiffe mit insgesamt 4300 Betten in den Markt, berichtete Helge H. Grammerstorf, Vizepräsident der europäischen Interessengemeinschaft River-Cruise. 230 Schiffe sind europaweit schon auf den Flüssen unterwegs.

Die Kreuzfahrten-Anbieter buhlen nicht nur um Passagiere. Am Arbeitsmarkt konkurrieren sie um qualifizierte Arbeitskräfte, die für die zahlreichen Neubauten benötigt werden. „Der Boom hat dafür gesorgt, sich für Ausbildung zu engagieren“, sagte Vogel. Die italienische Reederei Costa Crociere hat nach eigenen Angaben Trainingszentren unter anderem für Kabinenpersonal, damit dann mit der Abreise jeder Handgriff an Bord sitzt. Die Zahl der Arbeitsplätze die europaweit direkt oder indirekt von diesem Schifffahrtssegment abhängen, ist nach Angaben des European Cruise Council (ECC) in den vergangenen fünf Jahren um 120 000 auf 307 000 gestiegen.