Kritiker nehmen Agrarhandel aufs Korn
DZ Bank steigt aus umstrittener Spekulation aus. Bauern betonen Absicherung.
Düsseldorf. Die genossenschaftliche DZ Bank steigt aus dem Spekulationsgeschäft mit Agrarrohstoffen wie Getreide aus. Die Finanzprodukte zur künftigen Preisentwicklung der Rohstoffe — Futures genannt — stehen heftig unter Beschuss. Kritiker machen die Spekulationen für zeitweise explodierende Preise verantwortlich. Laut dem Verein Foodwatch führen diese dazu, dass sich arme Menschen weltweit keine Grundnahrungsmittel mehr leisten können. Foodwatch fordert deshalb eine stärkere Regulierung und Begrenzung des Handels mit Futures. Bekanntester Gegner dieser Initiative ist die Deutsche Bank.
Vor der DZ Bank, dem Zentralinstitut von mehr als 900 Volks- und Raiffeisenbanken, waren bereits mehrere Landesbanken, die Commerzbank sowie die Dekabank der Sparkassen aus dem Future-Markt ausgeschieden. Dabei spielten der öffentliche Druck, horrende Profite nicht aus Grundnahrungsmitteln zu erzielen, und das daraus entstehende Imageproblem eine Rolle.
Analysten warnen davor, die Produkte allein für die Preisanstiege verantwortlich zu machen. Viele Faktoren von den Kraftstoffpreisen, über die Bevölkerungsentwicklung bis zu Katastrophen spielten dabei eine Rolle.
Dass die Futures nun in Verruf geraten, ist zudem historisch gesehen paradox: Ursprünglich waren sie in der Landwirtschaft nicht zur Spekulation, sondern zur Absicherung eingeführt worden. Bauern konnten sich so im Voraus feste Preise für ihre Ernte sichern, um vom Wetter unabhängiger planen zu können. Gleiches gelte auch für die Zwischenhändler.
„Bereits jetzt ist ein Teil der Ernte für 2014 verkauft und damit abgesichert“, erklärt Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann. Allerdings verkauften die Landwirte an die Genossenschaften und nicht direkt an den Börsen. „Getreide wird heutzutage global gehandelt und die Preise schlagen bis zu uns durch“, ergänzt der Langenfelder Getreidebauer Josef Aschenbroich. Doch schlössen die Bauern nur für einen bestimmten Teil, höchstens die Hälfte der Ernte, derartige Verträge ab, um kein großes Risiko einzugehen.
„Was dann aber später auf den Finanzmärkten läuft, hat nichts mehr mit der Praxis auf dem Feld zu tun“, kritisiert der 54-Jährige. „Da gibt es dann Preisschwankungen, die man nicht mehr begreifen kann.“ Und das wirke sich dann auch auf das Geschäft mit dem Getreide aus, das nicht im Vorfeld verkauft wurde. Er fürchtet, dass am Ende nur die wildesten Spekulanten im Markt bleiben — zum Schaden aller Landwirte.