Künast: Brauchen Güte-Siegel für fair produzierte Bekleidung
Berlin (dpa) - Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, unterstützt Forderungen nach einem internationalen Gütesiegel für fair produzierte Bekleidung.
„Ja, wir brauchen das“, sagte sie in einem Telefonat mit der Deutschen Presse-Agentur. Künast hält sich derzeit zu Gesprächen in Bangladesch auf. Das Land ist bekannt für schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne.
Ende April war nahe der Hauptstadt Dhaka eine Textilfabrik wegen baulicher Mängel eingestürzt, mehr als 1100 Arbeiter starben.
Das Gütesiegel-Konzept nach dem Vorbild für fair gehandelten Kaffee hatte der Chef der schwedischen Textilkette H&M, Karl-Johan Persson, ins Gespräch gebracht. Das neue Abkommen von internationalen Konzernen zum Schutz von Textilarbeitern in Bangladesch nannte Künast „mehr als überfällig“. Unterzeichnet worden sei es von 70 Firmen. „Es gibt aber mehr als 5000 Textilunternehmen.“ Wichtig seien die Kontrollen vor Ort. „Dafür müssen auch die Einkäufer der internationalen Mode-Labels Sorge tragen.“
Künast plädiert generell für mehr Transparenz: „Es muss eine Offenlegungspflicht für Unternehmen geben: Über die Produktionsorte, über die Sozialstandards, über die Kontrollen, die sie selber durchführen.“
Um die Arbeitsbedingungen in Bangladesch und anderen asiatischen Niedriglohnländern zu verbessern, komme es auch auf Deutschland an. „Das Ganze hat System, und wir sind daran nicht ganz unschuldig“, so Künast. Im globalen Wettbewerb gehe es „um immer schnellere Moden zu immer niedrigeren Preisen“.
Die Grünen-Politikerin stellte sich hinter Forderungen, den Lohn für die Näherinnen in den Textilfabriken zu verdoppeln. „Das bringt den Betroffenen am Ende gerade mal 30 Euro im Monat mehr“, verteuere T-Shirts und Hosen aber nur unwesentlich.