Börse in Frankfurt Kurz vor Jackson Hole: Dax bewegt sich kaum
Frankfurt/Main (dpa) - Kurz vor dem Beginn der Notenbankkonferenz im US-amerikanischen Jackson Hole hat sich der deutsche Aktienmarkt von seiner lethargischen Seite gezeigt. Der Dax bewegte sich den Tag über in einer engen Handelsspanne und schloss 0,05 Prozent höher bei 12 180,83 Punkten.
„Vor dem (...) Notenbankertreffen in den USA scheuen die Investoren offenbar vor klaren Positionierungen zurück“, schrieb die Postbank in einem Marktkommentar.
„Zwar ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass das Treffen zu einer Gefahr für die Aktienmärkte wird“, urteilte Milan Cutkovic, Marktanalyst von AxiTrader. Der Blick gelte vor allem dem Eurokurs. Die Nachfrage nach der Gemeinschaftswährung sei weiterhin groß und sein Aufwärtstrend intakt. Selbst leichte Andeutungen des EZB-Präsidenten Mario Draghi, die Geldpolitik zu normalisieren, könnten die Euro-Rally weiter anheizen. Die Rede Draghis ist für Freitagabend geplant.
Der Technologiewerte-Index TecDax gab um 0,37 Prozent auf 2259,38 Punkte nach, während der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,18 Prozent stieg. Der MDax verlor dagegen 0,71 Prozent auf 24741,75 Punkte.
Wirbel gab es am Donnerstag um den im MDax geführten Möbel- und Einzelhändler Steinhoff. Am Vormittag löste ein Bericht im „Manager Magazin“, dem zufolge die Staatsanwaltschaft gegen das Unternehmen wegen Bilanzfälschung ermittelt, einen Kurseinbruch der Aktie aus. Diese sackte zeitweise um mehr als 17 Prozent ab und fiel auf ein Rekordtief.
Am Nachmittag teilte die Staatsanwaltschaft Oldenburg mit, dass sie Ermittlungen gegen Manager eines Möbelkonzerns aufgenommen hat. Namen wollte die Behörde jedoch nicht nennen. Kurz darauf wies Steinhoff in einer Pressemitteilung die Vorwürfe der Zeitschrift zurück. Der Aktienkurs erholte sich merklich vom Tiefststand, schloss aber immer noch 10,2 Prozent niedriger. Als eines der Schwergewicht im MDax belasteten Steinhoff auch den Mittelwerte-Index.
Mit Daimler, BMW und VW fanden sich drei Automobilaktien unter den vier größten Kursgewinnern im DAX. Laut „Manager Magazin“ hat sich die Daimler-Spitze für einen Umbau des Konzerns in eine Holding ausgesprochen. An der Börse kommen Konzernaufspaltungen in der Regel gut an, da sie für klarere Strukturen sorgen. Zudem können Abspaltungen und Börsengänge von Konzernteilen den Gesamtwert des Konzerns erhöhen.
Nach recht positiven Analystenkommentaren waren Aktien von Hugo Boss und Covestro bei den Anlegern gefragt. Bei Boss sah Analystin Zuzanna Pusz von HSBC in der Wachstumsbeschleunigung im zweiten Quartal die ersten klaren Zeichen, dass die neue Strategie des Modekonzerns Früchte trägt. Sie stockte das Kursziel daraufhin deutlich auf und blieb bei ihrer Kaufempfehlung. Boss-Aktien legten um 2,4 Prozent zu.
Bei dem von Bayer abgespaltenen Kunststoff-Spezialisten Covestro gab HSBC-Experte Sriharsha Pappu seine negative Haltung auf und stufte sie von „Reduce“ auf „Hold“ hoch. Die Auslastung im Polyurethan-Geschäft sei inzwischen höher als ursprünglich von ihm angenommen, lautet seine Begründung. Die Aktie kletterte um 1 Prozent.
Für Stada-Aktien ging es den fünften Tag in Folge nach oben. Mit einem Kursplus von 3 Prozent summierte sich die Gewinnstrecke seit Freitag auf gut 25 Prozent. Der Arzneimittelhersteller wird von den Investoren Bain Capital und Cinven übernommen. Der aktivistische Investor Singer hält über seinen Hedgefonds Elliott inzwischen mehr als 10 Prozent an Stada.
Politiker und Gewerkschaftler wollen einem Pressebericht zufolge die angepeilte Fusion der Stahlsparte von Thyssenkrupp mit dem indischen Branchenriesen Tata Steel verhindern. Dazu solle eine „Deutsche Stahl AG“ gegründet werden, berichtete das „Handelsblatt“ unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Das belastete zwar die Kurse von ThyssenKrupp und Salzgitter im frühen Handel, sie machten die Verluste bis zum Abend jedoch weitgehend wieder wett.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite von 0,18 Prozent am Vortag auf 0,15 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,13 Prozent auf 141,66 Punkte. Der Bund-Future stieg am frühen Abend um 0,08 Prozent auf 164,82 Punkte. Für einen Euro wurden 1,1805 US-Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1806 (Mittwoch: 1,1799) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8470 (0,8475) Euro.