Landesbanken unter Druck - Moody's straft ab
Frankfurt/Main (dpa) - Neuer Schreckschuss für die Landesbanken: Die Ratingagentur Moody's schickt den meisten Instituten blaue Briefe. Die umstrittenen Bonitätswächter senkten ihre Bewertung der Kreditwürdigkeit drastisch, zum Teil um bis zu drei Stufen.
Wie schwer die Landesbanken zu kämpfen haben, zeigen auch die jüngsten Quartalsergebnisse: Der Primus LBBW rutschte im dritten Quartal beim Ergebnis vor Steuern in die roten Zahlen. Am Vortag hatte schon die BayernLB einen Verlust veröffentlichen müssen.
Die großen, in der Finanzkrise vom Staat gestützten Landesbanken stehen wegen der Turbulenzen auf den Finanzmärkten und den strengen Auflagen durch die EU schwer unter Druck.
Am schlechtesten schnitt bei Moody's die HSH Nordbank ab, auch die BayernLB geriet an den Pranger, mit am besten hielt sich trotz Abstufung die Helaba. Die Landesbanken reagierten allerdings gelassen, zum Teil gab es auch Kritik, dass jüngste Fortschritte bei Umstrukturierungen nicht ausreichend bewertet worden seien. Auch der Deutsche Sparkassen- und Giroverband zeigte sich nicht überrascht, schob die Herabstufung auf eine geänderte Systematik der Ratingagentur.
Moody's erklärte ausdrücklich, dass nicht die aktuelle Schuldenkrise der Grund für die Herabstufung sei. Vielmehr sei inzwischen weniger wahrscheinlich, dass der Staat die größtenteils noch im Besitz der Länder oder öffentlichen Einrichtungen befindenden Häuser stützen wird.
Moody's stützte sich dabei auf die neuen Regeln zur Abwicklung von Banken in Deutschland. So greift bereits seit Januar das Banken-Restrukturierungsgesetz. Es sieht vor, dass Banken mögliche künftige Krisen selbst schultern müssen und den Staat nicht mehr zu Rettungsmaßnahmen zwingen können.
Je schlechter die Agenturen die Bonität eines Marktteilnehmers beurteilen, desto teurer und schwieriger wird es für diesen in der Regel, sich am Markt Geld zu besorgen. Die Refinanzierungskosten steigen, schlimmstenfalls ziehen Geldgeber ihr Kapital ab. Da die Eigentümerstrukturen bei Landesbanken höchst unterschiedlich sind und damit auch die Refinanzierung, muss dies hier aber nicht unbedingt gelten.
Von der Herabstufung sind nahezu alle Landesbanken betroffen: Ausgenommen ist die Landesbank Berlin (LBB), deren Bewertung nicht geändert wurde. Die sich im Umbau befindliche WestLB wird von Moody's noch genauer geprüft und blieb auch außen vor.
Der Sparkassen-Dachverband sieht in der Herabstufung keinen Bezug zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Häuser. Die Ergebnisse seien vielmehr das Ergebnis einer Änderung der Rating-Systematik bei Moody's, sagte Karl-Peter Schackmann-Fallis, Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands.
Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) begründete ihren aktuellen Quartalsverlust vor Steuern von 191 Millionen Euro mit Belastungen durch Kreditausfallversicherungen und weiteren Abschreibungen auf griechische Staatsschulden. Seit Jahresbeginn summierten sich die Belastungen aus der Staatsschuldenkrise bereits auf 750 Millionen Euro.
Neben der LBBW, die um drei Stufen auf A2 herabgestuft wurde, traf die Neubewertung auch die BayernLB, von A1 gleich auf Baa1 - damit ging das erstklassige A-Niveau verloren. Während die LBBW eine Stellungnahme ablehnte, erklärte die BayernLB, sie rechne nicht mit unmittelbaren Problemen. Um drei Stufen herunter ging es auch für die NordLB und deren Töchter Bremer Landesbank sowie Deutsche Hypothekenbank, um zwei Stufen für die Helaba, die HSH Nordbank und die SaarLB.
„Die Unterschiede in den Herabstufungen sind dadurch zu verstehen, dass zuvor sehr unterschiedliche Unterstützungsgrade eingerechnet waren. Heißt: Bei Instituten, die in der Krise 2008/2009 Rettungsgelder bekamen, ist die Korrektur der Ratings jetzt größer“, sagte Moody's-Bankenanalystin Katharina Barten der dpa.
Wie die Helaba, die mit der Benotung A1 unter den Landesbanken am besten abschnitt, erwarten auch die NordLB und weitere Landesbanken durch die schlechteren Benotungen keine schwerwiegenden Auswirkungen.
Das Schlusslicht (von A3 auf Baa2) bildete die HSH Nordbank. Sie äußerte deutliche Kritik. „Moody's erkennt zwar die große Verbundenheit der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein mit der HSH Nordbank an. Wesentliche nachweisbare und gegenüber den Analysten im Detail dargelegte Fortschritte blieben bei der Entscheidung von Moody's leider unberücksichtigt“, sagte HSH-Chef Paul Lerbinger.
Das Modell der Landesbanken, die meistens im Eigentum der Länder und der jeweiligen Sparkassen sind, steht seit Jahren unter anderem wegen des hohen Einflusses der Politik in der Kritik von Experten und den Ratingagenturen. Seit dem Wegfall der sogenannten Gewährträgerhaftung, die den Landesbanken eine Absicherung der Kredite über den Staat garantiert hatte, im Jahr 2005 steht der gesamte Sektor unter Druck. Dazu kamen wie bei der BayernLB und der WestLB eine Reihe von hausgemachten Problemen, so dass viele Landesbanken in der Finanzkrise 2008 mit staatlichen Geld gerettet werden mussten. Die EU-Kommission hatte im Gegenzug strenge Auflagen erlassen.