Lehrstellen: Schulabgänger sind heiß umworben wie Stars

Bei immer mehr Firmen bleiben Lehrstellen frei. Einige locken die Bewerber mit Dienstwagen und Handys.

München. Sie sind heiß begehrt und werden umworben wie Stars. Schulabgänger mit guten Noten können sich ihren Ausbildungsplatz in vielen Regionen Deutschlands mittlerweile aussuchen und dabei auch auf manches Bonbon hoffen.

Weil durch Geburtenrückgang und den Trend zum Studium immer weniger geeignete Bewerber am Markt unterwegs sind, müssen sich Firmen viel einfallen lassen, um den Nachwuchs zu locken. Ob Dienstwagen und Smartphone oder mehr Geld — in der Not scheuen manche Firmen keine Kosten, um die wachsende Zahl freier Lehrstellen doch zu besetzen.

Noch vor fünf oder sechs Jahren sah das ganz anders aus, sagt Alexander Legowski, Sprecher des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks: „Damals gab es einen enormen Überhang an Jugendlichen, die auf der Suche waren.“ Doch inzwischen seien die Verhältnisse gekippt.

15 000 Lehrstellen blieben nach ZDH-Erhebungen 2012 leer im deutschen Handwerk, das waren so viele wie nie zuvor. Auch in Industrie und Handel wächst die Zahl unbesetzter Ausbildungsplätze — 2012 waren es 60 000, sagt Ausbildungsexperte Markus Kiss vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag.

Besonders schwer tun sich bei der Nachwuchssuche das Gastgewerbe und die Betriebe im Lebensmittelhandwerk, also Bäcker, Metzger und Konditoren. Sie fallen durchs Raster, wenn Jugendliche bei ihrer Suche Kriterien wie Arbeitsplatzsicherheit, Arbeitszeiten, Verdienstmöglichkeiten oder Status des Berufs anlegen, sagt Klaus Troltsch vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.

Reagiert hat darauf etwa die Schweizer Gastronomiekette Marché, die den besten Lehrlingen eines Jahrgangs Dienstwagen zur Verfügung stellt, auch winken Geldprämien für gute Noten. Die Angebote zielen darauf ab, mehr junge Leute für eine Ausbildung zu gewinnen, sagt Christa Heinke von Marché. „Das funktioniert wirklich.“

Aber auch die Abo-Karte fürs Fitnessstudio oder ein iPhone sind bei manchen Firmen drin, sagt DIHK-Experte Kiss. Für wichtiger hält er aber, den Bewerbern die Ausbildung über Zusatzqualifikationen schmackhaft zu machen. Das Erlernen einer Fremdsprache oder ein Auslandsaufenthalt gehörten zu den Angeboten. Immer mehr junge Leute nutzen auch die Möglichkeit, ihre Ausbildung mit einem begleitenden Studium zu krönen.