Leichter Reallohnverlust für 2013 erwartet
Wiesbaden (dpa) - Trotz Mini-Inflation haben die Arbeitnehmer 2013 nicht unbedingt mehr Geld in der Tasche. Die Tarifabschlüsse lagen zwar deutlich über der Preissteigerung, doch die Unternehmen knapsen die Sonderzahlungen ab.
Nach drei Jahren Zuwachs zeichnet sich für die Beschäftigten in Deutschland 2013 erstmals wieder ein geringer Reallohnverlust ab. Die nominalen Bruttomonatsverdienste stiegen zwar in den ersten drei Quartalen dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,4 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden berichtete. Die Verbraucherpreise kletterten im gleichen Zeitraum mit 1,6 Prozent aber etwas schneller.
Grund für die unerwartete Lücke sind laut Bundesamt vor allem geringere Sonderzahlungen für die Arbeitnehmer bei Banken und Versicherungen sowie im Öffentlichen Dienst. Dazu zählen etwa Boni, Gewinnbeteiligungen oder tarifliche Einmalzahlungen. Im gesamten Dienstleistungssektor lagen die Brutto-Monatsverdienste im dritten Quartal nur 0,7 Prozent über dem Vorjahresquartal und damit deutlich unter der Inflation von 1,6 Prozent.
Auf der anderen Seite haben die Entgelte im Verarbeitenden Gewerbe inklusive Sonderzahlungen um 2,3 Prozent zugelegt. Hier macht sich insbesondere die zum 1. Juli einsetzende Tariferhöhung von 3,4 Prozent für die Metall- und Elektroindustrie mit allein rund 3,7 Millionen Beschäftigten bemerkbar.
Nach vorläufigen Berechnungen des gewerkschaftsnahen WSI-Archivs lagen die aufs Jahr bezogenen Erhöhungen der Tarifgehälter über alle Abschlüsse bei durchschnittlich 2,8 Prozent. Abzüglich der Preissteigerung konnten die Arbeitnehmer mit einer realen Steigerung dieses Verdienstanteils um 1 Prozent rechnen.
Im Schnitt verdiente im dritten Quartal ein Vollzeitbeschäftigter ohne Sonderzahlungen 3462 Euro brutto im Monat, wie die Statistiker berichteten. Am meisten gab es bei Banken und Versicherungen mit einem Durchschnittsentgelt von 4576 Euro zu verdienen, am wenigsten im Gastgewerbe mit 2012 Euro.
Die deutlichsten Verdienststeigerungen haben entgegen dem langjährigen Trend geringfügig Beschäftigte und ungelernte Arbeitnehmer realisieren können. Im Osten stiegen die Nominallöhne mit 1,5 Prozent etwas schneller als im Westen mit 1,3 Prozent.
Seit 2010 waren die Reallöhne in Deutschland wieder gestiegen, zuletzt nur noch um 0,5 Prozent im Jahr 2012. Damals gehörte Deutschland zu den 8 von 28 EU-Staaten, die noch einen inflationsbereinigten Zuwachs erzielen konnten. Im ersten Jahrzehnt hatte Deutschland gegen den EU-Trend ein deutlich sinkendes Reallohnniveau verzeichnet.