Lkw-Branche droht neue Flaute: Volvo kappt Produktion
Göteborg (dpa) - Europas Lkw-Branche muss sich nach dem jüngsten Absatzschub auf eine erneute Nachfrage-Flaute Anfang des kommenden Jahres einstellen.
Als erster Hersteller kündigte der schwedische Lastwagen-Bauer Volvo am Mittwoch an, seine Produktion in Europa im ersten Quartal wegen fehlender Nachfrage anzupassen. Zahlen nannte der Konzern nicht.
Weil neue Lastwagen vom 1. Januar an die strengere Euro-6-Norm erfüllen müssen, kaufen Spediteure derzeit noch viele Fahrzeuge mit Euro-5-Motor. Doch diese Vorzieheffekte dürften sich nach dem Jahreswechsel umkehren.
Branchenbeobachter hatten schon länger gewarnt, dass die hohen Bestellungen und Auslieferungen nur von kurzer Dauer sein dürften. Auch die Volkswagen-Tochter MAN war skeptisch.
Deren Chef Georg Pachta-Reyhofen hatte die Vorzieheffekte „mit sehr gemischten Gefühlen“ bewertet, weil ein Teil dieser Aufträge zum Jahresanfang fehlen dürfte. Eine Trendwende sei deswegen noch nicht zu sehen, sagte er Ende Oktober.
Für das Gesamtjahr 2014 rechnet der Nutzfahrzeug-Chef von MAN, Anders Nielsen, mit einem ähnlichen Marktvolumen wie in diesem Jahr. Der Lkw-Markt ist wegen der schwachen Konjunktur seit fast zwei Jahren auf Talfahrt, im September war der Absatz aber leicht gestiegen. Im Oktober kletterten die Auslieferungen bei Volvo in Westeuropa sogar um 15 Prozent nach oben.
Ein Grund für den holprigen Übergang zur neuen Abgasnorm sieht die Branche zumindest in Deutschland bei der Mautpolitik. Denn eine lange diskutierte Entlastung für Lkw mit weniger Emissionen wird es vorerst nicht geben.
Das war bei der letzten Umstellung von Euro 4 auf Euro 5 vor fünf Jahren anders: Damals stand frühzeitig fest, dass die umweltfreundlicheren Lastwagen bei den Gebühren günstiger wegkommen.
So erfüllten zum Jahresende 2008 schon 80 Prozent der Neuzulassungen die strengeren Auflagen. Nach Zahlen des Kraftfahrtbundesamts waren es im Oktober 2013 gerade mal 32 Prozent.