Lokführerstreik zeigt Wirkung: Angebot

Berlin (dpa) - Im Tarifkonflikt der Konkurrenten der Deutschen Bahn mit den Lokführern ist etwas Bewegung gekommen. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) setzte am Freitag ihren 47-stündigen Streik fort.

Die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB), eine Tochter des Veolia-Konzerns, reagierte mit einem Angebot deutlich erhöhter Bezüge. Zuvor waren bereits Verhandlungen mit Keolis ab dem 11. April vereinbart worden. Die GDL nahm deshalb Keolis' Eurobahn mit Strecken in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen von den Streiks aus.

Der angestrebte Rahmenvertrag für alle Lokführer in Deutschland ist nach wie vor nicht in Sicht. Er soll nach dem Willen der GDL eine einheitliche Bezahlung für die 26 000 Lokführer im Regional-, Fern- und Güterverkehr bringen - egal, bei welchem Unternehmen sie arbeiten.

Bei Veolia, Abellio, Netinera (bisher: Arriva Deutschland), Benex und Hessischer Landesbahn sowie deren Tochtergesellschaften wurde am Freitag wie schon am Donnerstag gestreikt. Massive Behinderungen und Zugausfälle waren die Folge: „Auch am Freitag sind wieder rund 75 Prozent der Züge ausgefallen“, sagte eine GDL-Sprecherin der dpa.

Die Lokführer-Streikwelle sollte am Samstag um 2.00 Uhr beendet werden. Insgesamt bestreikt die GDL derzeit 21 Transportunternehmen. Mit der bundeseigenen Deutschen Bahn verhandelt sie, deswegen gibt es bei dem Staatskonzern aktuell keine Streiks.

Stark betroffen vom Streik war am Freitag Ostdeutschland, wo die GDL besonders stark ist: Auf den Strecken der MRB fielen laut Gewerkschaft 70 bis 80 Prozent der Züge aus. Auf der Strecke Leipzig - Flughafen Leipzig/Halle seien gar keine Züge gefahren.

Die MRB bot übertarifliche monatliche Einkommensverbesserungen von rund 270 Euro für Triebfahrzeugführer an und rund 340 Euro für Kundenbetreuer. MRB-Sprecher Jörg Puchmüller bestätigte einen entsprechenden Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ (Freitag) auf Anfrage. Damit würde sich bei der Veolia-Tochter das monatliche Einkommen von Lokführern um zwölf Prozent auf 2500 bis 2600 Euro und das von Kundenbetreuern um 20 Prozent auf 1800 bis 1900 Euro erhöhen.

Damit würden die Beschäftigten finanziell nahezu das DB-Lohnniveau erreichen, sagte MRB-Geschäftsführer Dirk Bartels dem Blatt. Allerdings habe die Bahn eine 38-Stunden-Woche, MRB bleibe bei 40 Stunden. „Das Angebot unterbreiten wir auf Basis unseres bestehenden Haustarifvertrages. Es kann sofort umgesetzt werden“, fügte Bartels hinzu. Ein ähnliches Angebot sei auch der Veolia-Tochter Harz-Elbe-Express gemacht worden.

Im Norden waren von den Streiks unter anderem die Gesellschaften AKN, Metronom und Nord-Ostsee-Bahn (NOB) betroffen. Vor allem bei der NOB sind Lokführer und Arbeitgeber auf Konfrontationskurs: Das Unternehmen sperrte alle streikenden Lokführer bis Sonntag um 24.00 Uhr aus. Dies bedeutet, das über das Streik-Ende hinaus viele Lokführer nicht arbeiten dürfen. Ausflügler müssten mit Zugausfällen rechnen, für die allein der Arbeitgeber verantwortlich sei, sagte GDL-Sprecher Lutz Schreiber. Die NOB ist wie die MRB eine Veolia-Tochter.

Geduld brauchten die Bahnfahrer am Freitag auch in Hessen: Bei der Limburger Gesellschaft Vectus blieben annähernd zwei von drei Bahnen im Depot, wie eine Sprecherin der Mutter Hessische Landesbahn (HLB) sagte. Bei der HLB selbst fiel jede dritte Verbindung aus.