LSE geht gestärkt in Fusion mit Deutscher Börse

London (dpa) - Der Londoner Börsenbetreiber LSE präsentiert sich vor dem geplanten Zusammenschluss mit der Deutschen Börse in guter Verfassung.

Foto: dpa

Die zahlreichen in den vergangenen Jahren zugekauften Firmen und die rege Handelstätigkeit an den nervösen Finanzmärkten spülten 2015 reichlich Geld in die Kasse der London Stock Exchange. Der Überschuss verdreifachte sich fast auf 328,3 Millionen Pfund, wie der Konzern heute mitteilte. Die Aktionäre sollen mit einer deutlich höheren Dividende daran teilhaben.

Der Umsatz legte um 78 Prozent auf 2,3 Milliarden Pfund (knapp 3 Mrd Euro) zu. Dazu trug allein US-Indexanbieter Russell fast eine Milliarde Pfund bei. Das 2014 für 2,7 Milliarden Dollar gekaufte Unternehmen tauchte nun erstmals vollständig in der LSE-Bilanz auf. Auf vergleichbarer Basis - also bereinigt um Wechselkurseffekte und Firmenzukäufe - blieb ein Zuwachs von zwei Prozent übrig. „Wir sind in allen Geschäftsbereichen aus eigener Kraft gewachsen“, betonte Firmenchef Xavier Rolet. „Das sind wirklich starke Zahlen.“

LSE-Aktien verloren am Vormittag dennoch gut ein Prozent an Wert. Sie hatten allerdings nach Bekanntwerden der Fusionsverhandlungen in der vergangenen Woche bereits rund ein Viertel zugelegt. Papiere der Deutschen Börse lagen am Freitagvormittag knapp ein Prozent im Minus.

Die beiden Börsenbetreiber hatten in der vergangenen Woche Gespräche über einen gut 25 Milliarden Euro schweren Zusammenschluss bekannt gegeben. Nach den bisher veröffentlichten Plänen sollen die Aktionäre der Deutschen Börse an dem Gemeinschaftsunternehmen mit 54,4 Prozent eine knappe Mehrheit halten. Zusammen würden die beiden Unternehmen nach Börsenwert zu den beiden US-Schwergewichten ICE und CME aufschließen.

Geplant ist, dass die neue europäische Super-Börse ihren rechtlichen Sitz in London haben und vom Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter geführt werden wird. LSE-Chef Rolet selbst will nach Abschluss der Fusion den Konzern verlassen. Bis spätestens 22. März muss die Deutsche Börse nach britischem Recht ein bindendes Angebot für die Übernahme abgeben oder den Deal vorerst abblasen. Von den US-Konkurrenten drohen allerdings Gegenofferten.

Zudem müssen die beiden Börsenbetreiber neben den europäischen Wettbewerbshütern auch noch die Politiker in beiden Ländern überzeugen. So hat etwa die hessische Landesregierung ein Mitspracherecht, weil bei ihr die Aufsicht über die Frankfurter Börse liegt.

Zum aktuellen Verhandlungsstand wollte Rolet am Freitag nicht viel sagen. Er betonte allerdings erneut, dass der potenzielle Zusammenschluss beide Seiten stärken werde. Die Fusion werde Kunden und Aktionären nutzen, weil sie Wachstumschancen verbessere und Kostenvorteile bringe. Fragen zu einem eventuellen Stellenabbau oder den Folgen eines möglichen EU-Austritts Großbritanniens für die Fusion wollte Rolet hingegen nicht kommentieren. Auch zum Vorgehen der US-Konkurrenten hielt er sich bedeckt.

Nichts sagen wollte Rolet auch dazu, wie die beiden Börsenbetreiber um die Zustimmung der Kartellwächter werben wollen. Zuletzt war spekuliert worden, dass die Londoner Börse ihr Derivategeschäfte in der britischen Hauptstadt und ihr französisches Clearingshaus abstoßen könnte, um den Wettbewerbshütern entgegen zu kommen.