Lufthansa: Bescheidene Ziele wegen sinkender Ticketpreise

Frankfurt/Main (dpa) - Lufthansa-Kunden können sich in diesem Jahr auf weiter sinkende Ticketpreise freuen, müssen sich aber auch auf weitere Pilotenstreiks einrichten.

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Das Unternehmen hat sich für 2015 angesichts starker Konkurrenz nur bescheidene Gewinnziele gesetzt. Grund sind unter anderem die weiter fallenden Ticketerlöse, wie Lufthansa-Chef Carsten Spohr am Donnerstag in Frankfurt erläuterte.

Risiken aus den weiterhin möglichen Piloten-Streiks sind dabei noch nicht in der neu definierten Zielzahl von 1,5 Milliarden Euro an bereinigtem Gewinn vor Steuern und Zinsen enthalten.

Die zunächst stark in den Börsentag gestartete Lufthansa-Aktie fiel schnell ans Ende des Dax, als klar wurde, dass mögliche Streikkosten in der Prognose nicht berücksichtigt sind.

Man werde mit den seit knapp einem Jahr immer wieder streikenden Piloten zu einer Einigung kommen, sagte Spohr: „Es gibt für beide Seiten keinen Ausweg.“ Das Unternehmen wolle aber eine nachhaltige Lösung und keine teuren Kompromisse. Es gehe um einen Ausgleich zwischen alten Privilegien und neuen Perspektiven. „Perspektiven kann man nicht erstreiken, die muss man sich erarbeiten“, meinte Spohr.

Im vergangenen Jahr haben zehn Streikwellen der Piloten und weitere Ausstände des Flughafen-Sicherheitspersonals die Lufthansa rund 232 Millionen Euro gekostet. Im parallelen Tarifkonflikt mit den Flugbegleitern haben laut Spohr gerade die Schlichter Herta Däubler-Gmelin und Friedrich Merz ihre Arbeit aufgenommen.

Mit der neuen Zielmarke liegt Lufthansa nur 300 Millionen Euro über dem vergleichbaren Wert für das Jahr 2014. Einsparungen von rund 800 Millionen Euro bei der Kerosinrechnung stünden weiter sinkende Ticketerlöse vor allem auf Strecken nach Asien, aber auch in Europa gegenüber, erklärte Finanzchefin Simone Menne. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern gleich zwei Gewinnwarnungen herausgeben müssen und agiert nun entsprechend vorsichtig.

Für 2014 hatte die Konzernspitze den Aktionären schon im Februar die Dividende gestrichen, nachdem hohe Pensionslasten, der Verkauf der Rechenzentren und Fehlspekulationen bei der Preissicherung des Kerosins dem Unternehmen nach deutscher Rechnungslegung einen Nettoverlust von 732 Millionen Euro eingebrockt hatten.

Damit ist eine Dividendenauszahlung nicht möglich. Für das laufende Jahr sehe es aber nach den bisherigen Planungen gut aus, meinte Menne. Nach internationaler Rechnungslegung blieb 2014 bei konstantem Umsatz von 30 Milliarden Euro ein Mini-Gewinn von 55 Millionen Euro.

„Wir haben eine Menge erreicht“, sagte Spohr dennoch mit Blick auf das 2012 von seinem Vorgänger Christoph Franz gestartete Sanierungsprogramm „Score“. Die Verbesserungen in 6000 Einzelprojekten hätten einen Ergebnisbeitrag von 2,5 Milliarden Euro gebracht. Doch wegen der fallenden Ticketpreise und steigenden Kosten sei davon unter dem Strich fast nichts übriggeblieben. Dem Programm sind auch rund 3500 Jobs zum Opfer gefallen.

Mit dem Ausbau der Billigplattform Eurowings gehe es nun an die strukturellen Änderungen im Konzern, sagte Spohr. Zusammen mit den profitablen Service-Sparten Technik und Catering werde der Punkt-zu-Punkt-Verkehr bis 2020 rund 40 statt bislang 30 Prozent des Umsatzes ausmachen. Die Kernmarke Lufthansa könne nur wachsen, wenn es schneller als bislang gelinge, die Kosten für den angebotenen Flugkilometer zu senken.

Als vorbildlichen „Befreiungsschlag“ bezeichnete der Lufthansa-Chef die neue Tarifstruktur bei der Tochter Austrian. Das einstige „Sorgenkind“ könne nun mit nachhaltig gesenkten Personalkosten sein volles Potenzial entfalten und werde von Wien aus auch Flüge unter der neuen Billig-Dachmarke Eurowings anbieten. Für diese soll noch im ersten Halbjahr eine Dachgesellschaft gegründet werden.