Lufthansa-Piloten stimmen bis März über Streik ab
Frankfurt/Main (dpa) - Bei Lufthansa erscheint der nächste Streik am Horizont. Die Vereinigung Cockpit hat die kampfstarken Piloten zur Urabstimmung aufgerufen. Doch noch ist genug Zeit zum Verhandeln.
Bei der Lufthansa steigt die Gefahr eines Pilotenstreiks im Frühjahr. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat ihre Mitglieder unter den rund 5400 Piloten und Co-Piloten der Lufthansa, der Lufthansa Cargo und der Kurzstrecken-Tochter Germanwings zur Urabstimmung aufgerufen. Das teilte die Gewerkschaft am Dienstag in Frankfurt mit. Es geht um die seit zwei Jahren offenen Verhandlungen zu den Gehältern und um die von Lufthansa zum Jahresende 2013 gekündigten Vereinbarungen zur Übergangsversorgung älterer Piloten.
Die Ergebnisse der Urabstimmung sollen am 21. März veröffentlicht werden, kündigte die Gewerkschaft an. Das gebe der Lufthansa ausreichend Zeit für eine Kurskorrektur, um Streiks doch noch zu vermeiden, erklärte die VC-Tarifexpertin Ilona Ritter. Sie hielt der Lufthansa vor, in beiden Bereichen keine verhandlungsfähigen Angebote vorgelegt zu haben.
Das Unternehmen spricht trotz der nun eingeleiteten Urabstimmung von guten Chancen zur Einigung in dem Tarifkonflikt. Man werde weiterhin das Gespräch mit der VC suchen, sagte ein Sprecher in Frankfurt. Bei gutem Willen beider Seiten werde man schon im Interesse der Kunden zu einem guten Ergebnis kommen, wenn beide Seiten sich bewegten.
Lufthansa hat zum Jahresende 2013 den Tarifvertrag über die Alters- und Übergangsversorgung der Piloten gekündigt, um eine für das Unternehmen kostengünstigere Regelung zu erreichen. Das Regelwerk ermöglichte den Lufthanseaten bislang, bereits ab dem Alter von 55 Jahren mit bis zu 60 Prozent der Bruttobezüge auszuscheiden. Auch das Risiko der Fluguntauglichkeit war in dem Abkommen abgesichert, dessen Nachwirkung bis zu einer Neuregelung zwischen den Tarifpartnern umstritten ist. Lufthansa hat sich nach Angaben eines Sprechers aber einseitig bereiterklärt, die Übergangsregeln für zwei Jahre auch ohne tarifliche Grundlage anzuwenden.
Der Tarifvertrag Übergangsversorgung leiste einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit, erklärte VC-Tarifexpertin Ritter. „Aufgrund der hohen Belastung für Piloten ist es notwendig, dass jeder den richtigen Zeitpunkt für das Ausscheiden am Ende der Laufbahn selbst bestimmen kann. Das funktioniert nur bei entsprechender Übergangsversorgung.“ Die bisherigen Übergangsregeln seien für das Unternehmen weitgehend kostenneutral, da gerade Kapitäne mit sehr hohen Gehältern ausschieden, sagte ein VC-Sprecher. Die VC vermute, dass Lufthansa hohe Rückstellungen auflösen wolle.
Beim Gehalt sind nach Lesart der VC bereits Forderungen aus zwei Jahren aufgelaufen, in denen keine Tarifvereinbarung erzielt werden konnte. Die Forderungen addieren sich somit auf knapp 10 Prozent. Lufthansa hatte im Mai vergangenen Jahres ein Gegenangebot mit Tabellensteigerungen von zusammen 3 Prozent bei einer längeren Laufzeit gemacht. Als „Beitrag zur Zukunftssicherung“ sollten die Piloten zudem auf eine individuelle Beförderungsstufe verzichten oder ein Teil ihres Gehaltes nur noch erfolgsabhängig erhalten. Die VC hatte die Offerte abgelehnt, weil sie eigentlich eine „Riesenforderung“ gewesen sei.