Lufthansa: Strikter Sparkurs trifft Köln
Das Ende der Zentrale in der Domstadt kostet 365 Stellen. Weitere sind in Gefahr.
Frankfurt/Köln. Auf seinem Sparkurs geht Lufthansa-Chef Christoph Franz nun ans Eingemachte. Die aus historischen Gründen in Köln sitzende Zentralverwaltung des größten europäischen Luftfahrtkonzerns soll bis spätestens 2017 nach dann 64 Jahren komplett aufgelöst werden. Die verbliebenen Zentralfunktionen gehen nach Frankfurt, von wo aus der Konzern schon seit Jahren gelenkt wird.
Bundesweit stehen rund 1200 Jobs auf dem Spiel. Neben dem Traditionsstandort Köln, wo mit der Schließung 365 Stellen wegfallen und möglicherweise auch noch die Lufthansa-Tochter Cityline (rund 300 Mitarbeiter) abgezogen wird, sind Norderstedt und Hamburg betroffen. Im Sparprogramm „Score“ sind für Deutschland insgesamt 2500 Stellenstreichungen vorgesehen. Vieles wird an externe Dienstleister vergeben.
Der aktuelle Konzerngewinn von fast einer Milliarde Euro nach dem Vorjahresverlust von 13 Millionen Euro wirft Fragen nach der Notwendigkeit der Schnitte auf. Die Lufthansa verweist auf zahlreiche positive Einmaleffekte und die immer schwächeren Erlöse des Kerngeschäfts. Die Gewinne kommen aus Nebengeschäften und den bereits durchsanierten Töchtern Swiss und AUA. Den Aktionären will Lufthansa die gewohnte Dividende streichen.
„Um den Veränderungen in der Luftfahrtbranche erfolgreich begegnen zu können, brauchen wir deutlich bessere Ergebnisse. Und über den bestehenden Handlungsdruck darf ein durch Einmaleffekte bestimmtes Konzernergebnis nicht hinwegtäuschen“, mahnt Franz.
Vor milliardenschweren Investitionen in modernere Flieger schreckt der Vorstand trotz des Spardrucks nicht zurück: Acht Langstreckenjets und 100 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen will Franz bestellen und dafür rund neun Milliarden Euro ausgeben.
NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) kritisierte, frühere Bekenntnisse der Lufthansa-Vorstände zum Standort Köln würden nun in einem schiefen Licht erscheinen. Betriebsbedingte Kündigungen müssten unbedingt vermieden werden, forderte er. Die NRW-Landesgruppe der CDU im Bundestag forderte den Konzern auf, die Aufgabe des traditionsreichen Standorts Köln noch einmal zu überdenken.
Die Gewerkschaft Verdi kündigte entschlossenen Widerstand gegen den Arbeitsplatzabbau an. Auch Streiks seien möglich, hieß es.