Lufthansa: Turbulenzen um Mayrhuber

Der Wunschkandidat für den Aufsichtsratsvorsitz erklärt einen Tag vor der Hauptversammlung seinen Rückzug — und lässt sich dann doch umstimmen.

Frankfurt. Die Notlandung blieb der Lufthansa gerade noch erspart: In letzter Minute hat die Fluggesellschaft die Weichen für die Neubesetzung der Aufsichtsratsspitze gestellt. Am Abend vor der Hauptversammlung wurde Ex-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber doch wieder auf den Schild gehoben — nachdem dieser zunächst das Handtuch geworfen hatte.

Während einflussreiche deutsche Aktionäre ihm Fehler aus der Vergangenheit vorwarfen, sahen angelsächsische Investoren die Nähe zum aktuellen Vorstand und die Vielzahl von Mayrhubers Aufsichtsmandaten kritisch. All dies hatte Mayrhuber bewogen, seine Kandidatur zurückzuziehen.

Später hatten einige Investoren aber offenbar ihre Meinung geändert. In einer Mitteilung am Abend hieß es: „Nach der heutigen Bekräftigung des Wunsches zur Kandidatur Wolfgang Mayrhubers durch den Aufsichtsrat sowie der Ankündigung wichtiger Investoren, für Wolfgang Mayrhuber zu stimmen, hat Herr Mayrhuber sich bereit erklärt, an seiner Kandidatur festzuhalten.“

Es ist kein einfacher Job, den die Lufthansa-Aktionäre heute bei der Hauptversammlung in Köln zu vergeben haben. Die Fluggesellschaft steckt in einer veritablen Krise, da braucht es starke Führung und klare Strategien.

Das war bislang die Domäne von Jürgen Weber, dem als Lufthansa-Chef so vieles gelungen ist, dass sich viele die Airline ohne ihn gar nicht vorstellen können. Doch ausgerechnet seinen Abgang von der Spitze des Aufsichtsrats drohte „Mr. Lufthansa“ zu verpatzen, indem er zu deutlich auf personelle Kontinuität gesetzt hatte.

In Tradition der „Deutschland AG“ sitzen im Kontrollgremium der Lufthansa auf der Anteilseignerseite bislang vor allem ehemalige Lufthansa-Manager und Vertreter anderer Dax-Konzerne. Dennoch war am Montag der Einfluss angelsächsischer Investoren unübersehbar.

Die Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services hatte ihren Kunden zunächst ein „Nein“ zu Mayrhuber empfohlen. Die Amerikaner störten sich an den zahlreichen Aufsichtsratsmandaten und an der nur gut zwei Jahre währenden „Abkühlzeit“ des zum Jahresende 2010 vom Lufthansa-Vorstandsvorsitz abgetretenen Mayrhuber.

Deutsche Anleger betonten hingegen Fehler aus Mayrhubers Amtszeit, an der Lufthansa aktuell schwer leide. Dennoch stellt sich Mayrhuber heute zur Wahl.