Lufthansa wird britisches Sorgenkind BMI los
Frankfurt/Main (dpa) - Die Lufthansa wird ihr Sorgenkind British Midland (BMI) an die Mutter von British Airways los. Die International Airlines Group (IAG), in der sich die britische Fluggesellschaft mit der spanischen Iberia zusammengeschlossen hat, erhielt den Zuschlag für die verlustreiche BMI.
Der zweite Interessent, der Konkurrent Virgin Atlantic des britischen Milliardärs Richard Branson, geht leer aus - sofern die Wettbewerbshüter das Geschäft genehmigen. Trotz des Bieterwettkampfs wird die Lufthansa für BMI allerdings kein Geld bekommen.
Der Bruttopreis beträgt zwar 172,5 Millionen britische Pfund (207 Mio Euro), wie Europas größte Fluggesellschaft am Donnerstag in Frankfurt mitteilte. Doch im Kaufvertrag wurden so viele negative Faktoren vereinbart, dass die Lufthansa BMI nach eigener Darstellung nur mit einem deutlichen Verlust los wird.
Der Dax-Konzern übernimmt den Pensionsfonds von BMI - und damit erhebliche Lasten, die die Verkaufsverhandlungen zuvor erschwert hatten. Außerdem ist offen, ob er die Regionalflugsparte von BMI und den Billigflieger BMI Baby vor dem Vollzug des Geschäfts noch separat verkaufen kann. Dies würde das Minus verringern. Trotzdem soll sich der BMI-Verkauf für die Deutschen nach rund einem Jahr rechnen. Bereits im ersten Quartal 2012 wollen die Vertragspartner das Geschäft abschließen.
Die Lufthansa stehe künftig finanziell besser da, machte ihr Vorstandschef Christoph Franz deutlich. Dies sei eine Voraussetzung, damit der Konzern in Zukunft profitabel wachsen könne. Für BMI und ihre Mitarbeiter bedeute der Verkauf an IAG die nachhaltigste Zukunftsperspektive. IAG-Chef Willie Walsh kündigte allerdings an, Arbeitsplätze bei BMI zu streichen. Dies sei angesichts der anhaltenden Verluste unvermeidlich. Derzeit beschäftigt BMI 3600 Mitarbeiter.
Die Lufthansa trennt sich mit BMI von einem jahrelangen Verlustbringer. Der Konzern hatte die Gesellschaft Mitte 2009 übernommen und seither nicht in die Gewinnzone gebracht. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres flog die Tochter einen operativen Verlust von 154 Millionen Euro ein - das sind 71 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dem Unternehmen machten zuletzt unter anderem die Unruhen in Nordafrika zu schaffen.
Für die British Airways-Mutter IAG sind vor allem die zahlreichen Start- und Landerechte vom BMI am Londoner Flughafen Heathrow interessant. IAG erhält nach eigenen Angaben durch den Kauf bis zu 56 dieser so genannten Slots pro Tag zusätzlich. Der Standort Heathrow gilt als wichtiges Sprungbrett für die Transatlantik-Routen. Walsh stellte neue Langstreckenverbindungen vom Flughafen Heathrow in Aussicht. Am Regionalfluggeschäft von BMI und dem Billigflieger BMI Baby ist IAG hingegen nicht interessiert.
Beobachter gehen nun davon aus, dass sich die Kartellbehörden die Wettbewerbslage in Heathrow genau anschauen werden. Konkurrent Virgin kündigte bereits Widerstand an: Das Unternehmen werde die Kartellbehörden auffordern, den Deal zwischen Lufthansa und IAG zu stoppen. Virgin fürchtet, dass der Platzhirsch sonst übermächtig wird.