Märklin verlässt nach Schrumpfkur die Insolvenz

Göppingen (dpa) - Der Modelleisenbahnhersteller Märklin lässt nach einer Schrumpfkur die Insolvenz hinter sich und soll nun aus eigener Kraft weiter gesunden. Mit 99,8 Prozent stimmten fast alle der vertretenen Gläubiger am Dienstag für den Insolvenzplan von Insolvenzverwalter Michael Pluta.

„Der greift sofort, weil wir 33 Millionen Euro an die Gläubiger auszahlen“, sagte Pluta in Göppingen. Das Geld stamme aus Erträgen der vergangenen zwei Jahre.

Das Unternehmen stehe gut da, sagte der noch amtierende Geschäftsführer Kurt Seitzinger. Zwar werde man 2010 nicht ganz den angepeilten Umsatz von 115 Millionen Euro erreichen, dafür aber laut Pluta einen operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von rund 9 Millionen Euro einfahren. Zum Nettogewinn machten beide keine Angaben. 2009 lagen die Erlöse bei rund 111 Millionen Euro und Märklin schrieb operativ schwarze Zahlen.

Ursprünglich hatte Pluta das Unternehmen nach der im Februar 2009 angemeldeten Insolvenz an einen Investor verkaufen wollen. „Man muss den Patienten aber erst heilen und restrukturieren, bevor man ihn dann verkauft“, sagte der Insolvenzverwalter. „Faktisch gehört Märklin jetzt den Gläubigern“, sagte Pluta. Juristisch vertrete er als Treuhänder weiter deren Forderungen.

Mit den 33 Millionen Euro Sofortausschüttung werden von den insgesamt rund 1350 Gläubigern vor allem die Banken bedient. Die Kreissparkasse Göppingen, die BW-Bank und Goldman Sachs forderten als Hauptgläubiger rund 61 der insgesamt 93 Millionen Euro. Sie erhalten rund 27 Millionen Euro. Sie sind sogenannte besicherte Gläubiger, ihre Forderungen sind etwa mit Gebäuden oder Produkten abgesichert.

Die „unbesicherten“ Gläubiger, viele Firmen oder Privatpersonen mit kleineren Forderungen an den Spielzeughersteller, erhalten zunächst nur rund zehn Prozent ihres Geldes - rund 2,5 Millionen Euro. Für ihre restlichen Forderungen bekommen sie „Besserungsscheine“, mit denen sie ein Anrecht auf einen Erlös aus einem späteren Verkauf geltend machen können. Zudem entfallen rund 3 Millionen Euro der Ausschüttung auf Kosten für den Sozialplan für die rund 430 abgebauten Stellen bei Märklin. Heute beschäftigt der Modelleisenbahnproduzent noch rund 1000 Mitarbeiter.