Magna kommt, doch Fragen bleiben

Gerettet ist der Autobauer noch nicht. Der Standort in Bochum soll aber sicher sein.

Berlin. Der amerikanische Mutterkonzern General Motors (GM) hat am Donnerstag grundsätzlich den Weg freigemacht für einen Verkauf an den kanadisch-österreichischen Automobilzulieferer Magna. Gerettet ist der angeschlagene Autobauer damit aber noch nicht. Das Wichtigste auf einen Blick:

Zunächst: Standortsicherung. "Die Schließungspläne sind vom Tisch", sagt Betriebsratschef Rainer Einenkel. Aber es wird einen Stellenabbau geben. Wie hoch, ist unklar. Derzeit arbeiten 4900 Opelaner in Bochum.

Bundeskanzlerin Merkel führte "Geduld, Zielstrebigkeit und Klarheit" der Bundesregierung als Gründe an. Fred Irwin, Chef der Opel-Treuhand, sagte, alle Beteiligten seien "flexibel" gewesen und hätten ihre Angebote "erheblich verbessert". Details nannte er nicht.

Die Amerikaner wollen ein Vetorecht bei der technologischen Nutzung, außerdem ein "Finanzierungspaket der Regierungen von Bund und Ländern". Und die Zusage, dass die Gewerkschaften anstehende Sparprogramme nicht torpedieren.

Solange Werke nicht geschlossen werden und betriebsbedingte Kündigungen ausbleiben - ja, sagt der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz. Die Mitarbeiter bieten einen Verzicht von jährlich 265 Millionen Euro an. Das Geld soll durch den Verzicht auf Lohnerhöhungen sowie die Auszahlung von Weihnachts- und Urlaubsgeld bezahlt werden.

Nein. Die Opel-Treuhand, die 65 Prozent der Opel-Anteile verwaltet, hat zwar Donnerstag Nachmittag mit knapper Mehrheit grünes Licht gegeben. Aber ein Vertragsabschluss wird frühestens in einigen Monaten erwartet.

Magna und der russische Partner, die Sberbank, kaufen 55 Prozent von GM. Die Amerikaner behalten 35 Prozent. Opel-Mitarbeiter sollen sich zu 10 Prozent an "New Opel beteiligen". Magna übernimmt die unternehmerische Führerschaft und strebt gemeinsam mit dem russischen Autobauer Gaz auf den russischen Markt. "New Opel" soll ab 2011 wieder schwarze Zahlen schreiben.

Das Kanzleramt betonte am Donnerstag: keine weiteren Zugeständnisse! Das hieße, es bleibt dabei: 1,5 Milliarden Euro Überbrückungskredit und 3 Milliarden Euro Bürgschaften von Bund und den Ländern mit Opelstandorten. Magna will 500 Millionen Euro in das Projekt stecken.

Eher nicht. Antwerpen und Luton wackeln. Der Konzern will europaweit 10 500 Stellen streichen, in Deutschland 3000. Aber: Alle deutschen Standorte - Eisenach, Rüsselsheim, Bochum und Kaiserslautern - bleiben vorerst.

Angela Merkel. Die Kanzlerin hatte Opel zur Chef-Sache gemacht und mit Macht für Magna geworben. Wäre ihr Bewerber durchgefallen, Merkel (und mit ihr die gesamte Bundesregierung) hätte im Regen gestanden.

Klar. Hessens CDU-Ministerpräsident Roland Koch rühmte bereits Merkels "Klugheit und Nervenstärke", die sich nach hartem Ringen ausgezahlt hätten. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sagte, er sei froh darüber, dass jene, die Opel in die Insolvenz schicken wollten, "nicht die Oberhand gewonnen haben" - ein deutlicher Seitenhieb auf Wirtschaftsminister zu Guttenberg (CSU). FDP-Chef Guido Westerwelle prophezeite, der Magna-Deal werde für den Steuerzahler noch "sehr teuer".