MAN hakt Krise ab
München (dpa) - MAN hat dank des unerwartet kräftigen Aufschwungs die herben Einbrüche der Krise verdaut und schreibt wieder schwarze Zahlen. Unter dem Strich verdiente der Münchner Konzern im vergangenen Jahr rund 722 Millionen Euro - nach einem Verlust von 258 Millionen Euro im Krisenjahr 2009.
Damit knüpft der Lastwagen- und Dieselmotorenbauer an die erfolgreichen Zeiten vor dem weltweiten Abschwung an, wenn auch zu den Zahlen des Rekordjahres 2008 mit einem Gewinn von gut 1,2 Milliarden Euro noch ein gutes Stück fehlt. Zugleich will MAN die von Großaktionär Volkswagen gewünschte Allianz mit dessen schwedischer Tochter Scania vorantreiben.
„Es gibt aber noch keine Entscheidung, wie der Zusammenschluss aussehen könnte“, sagte MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen am Montag in München. Doch der Streit mit dem Käufer der von einer Korruptionsaffäre erschütterten früheren MAN-Tochter Ferrostaal bremst die Gespräche. Selbst eine Rückabwicklung des Deals mit dem Finanzinvestor IPIC schließt MAN nicht aus.
Der Konzern hatte wegen des Streits die Bilanzvorlage um drei Wochen verschoben - in der Hoffnung, sich noch mit dem staatlichen Investmentfonds aus Abu Dhabi zu einigen. „Leider ist der Optimismus, den wir hatten, nicht belohnt worden“, sagte Finanzvorstand Frank Lutz bei der Vorstellung der Bilanz 2010.
Bei IPIC ist man verärgert, erst nach der Übernahme von 70 Prozent an dem Essener Industriedienstleister von der Schmiergeldaffäre erfahren zu haben. Danach weigerte sich der Golf-Staat, die übrigen 30 Prozent zu übernehmen und forderte eine Ausgleichszahlung. Auch die Frage, wer ein drohendes Millionen-Bußgeld der Staatsanwaltschaft begleichen muss, ist ein Streitpunkt mit IPIC. MAN will den Konflikt möglichst in einem Gesamtpaket lösen, um das Kapitel abzuschließen.
„Wir waren zu deutlichsten Zugeständnissen bereit“, sagte Pachta-Reyhofen. Auch jetzt noch sei man an einer raschen Lösung interessiert. „Aber es wird keine Einigung um jeden Preis geben.“ MAN hatte von IPIC für die 70 Prozent beim Verkauf 2009 rund 450 Millionen Euro kassiert. Über die Höhe der möglichen Kosten bei einer Einigung wollte Lutz allerdings nichts Konkretes sagen.
Laut Pachta-Reyhofen hat der Streit mit IPIC kaum Auswirkungen auf die Gespräche mit dem schwedischen Lastwagenbauer Scania. Diese liefen davon unabhängig weiter. „Ich glaube, dass wir keinen direkten Zusammenhang sehen sollten.“ VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch sah das jüngst allerdings anders. „Die wird nicht stattfinden, solange die Ferrostaal-Sache nicht entschieden ist“, sagte Piëch zur geplanten Fusion mit Scania.
Volkswagen hält die Mehrheit der Stimmrechte an Scania und ist mit knapp 30 Prozent an MAN beteiligt. Seit langem wollen die Wolfsburger das Geschäft mit den Lastwagen unter einem Dach zusammenführen.
Laut Pachta-Reyhofen ist der schwedische Konkurrent der richtige Partner, etwa bei der Entwicklung von Hybridantrieben. „Deshalb führen wir mit Scania Gespräche über eine enge Zusammenarbeit bis hin zu einem Zusammenschluss beider Unternehmen“, sagte Pachta-Reyhofen. Dabei müssten die Marken des traditionsreichen Konzerns erhalten bleiben.
Wirtschaftlich lief es für MAN im vergangenen Jahr wieder rund. „MAN ist 2010 zu alter Stärke zurückgekehrt“, sagte Pachta-Reyhofen. Vor allem das 2009 von Volkswagen übernommene Geschäft in Brasilien macht den Bayern mächtig Freude. Inzwischen verkaufen die Münchner mehr als die Hälfte ihrer Lastwagen in dem südamerikanischen Boom-Land. Auch auf den übrigen Märkten lief es 2010 wieder gut, insgesamt sprang der Absatz um mehr als 50 Prozent auf weltweit 126 279 verkaufte Fahrzeuge. Neben Brasilien erhofft sich MAN auch in den anderen BRIC-Staaten Russland, Indien und China in den kommenden Jahren Wachstum.
Der Umsatz wuchs 2010 von 12 Milliarden Euro auf 14,7 Milliarden Euro. In diesem Jahr sollen die Erlöse um 7 bis 10 Prozent wachsen, wie das Unternehmen ankündigte. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren: Die Dividende soll von mageren 25 Cent im schweren Jahr 2009 auf 2 Euro pro Aktie verachtfacht werden.