MAN und Allianz entlassen Manroland in die Insolvenz

München (dpa) - Es ist die größte Insolvenz in Deutschland seit rund zwei Jahren: Die Eigentümer Allianz und MAN entlassen den angeschlagenen Druckmaschinenhersteller Manroland und seine 6500 Beschäftigten nur einen Monat vor Weihnachten in die Pleite.

Die Suche nach einem Investor für den seit Jahren mit Verlusten kämpfenden Konzern ist gescheitert, am Freitag meldete das Unternehmen Insolvenz an. Die Beschäftigten müssen nun um ihren Job fürchten, denn der Markt für Druckmaschinen ist hartumkämpft und schrumpft dramatisch.

Die IG Metall machte den zwei Eigentümern, die den Insolvenzantrag verteidigten, schwere Vorwürfe. Das vorläufige Ende für Manroland ist - gemessen an den betroffenen Mitarbeitern - die größte Pleite in Deutschland seit der Insolvenz des Handels- und Touristikkonzerns Arcandor vor zwei Jahren.

Manroland, die weltweite Nummer drei der Branche, will das Insolvenzverfahren für einen grundlegenden Umbau nutzen und möglichst viele Einheiten sanieren. „Bei aller Enttäuschung über den einzuschlagenden Weg bietet das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hinreichend Chancen, weil das Unternehmen überzeugende Produkte, das nötige Know-how und eine exzellente Mannschaft hat“, teilte der Konzern am Freitag mit. Manroland hatte zuvor beim Amtsgericht Augsburg den Insolvenzantrag gestellt und am Mittag an den Standorten in Augsburg, im hessischen Offenbach und im sächsischen Plauen die Belegschaften informiert.

Insolvenzverwalter werden die Wirtschaftsprüfer von Schneider, Geiwitz & Partner. Die zuständigen Teams würden sich nun schnellstmöglich ein Bild über die Lage im Unternehmen machen, sagte ein Sprecher. Die Kanzlei hatte bereits die Pleite des Augsburger Bauunternehmers Walter Bau betreut und für einen Weiterbetrieb des Geschäfts gesorgt. Manroland stellt Bogendruckmaschinen für Werbung und Verpackungsdruck her, aber auch Rollenanlagen für den Zeitungsdruck.

Das Unternehmen leidet wie der Rest der von deutschen Anbietern dominierten Branche seit Jahren unter den schrumpfenden Geschäften mit Druckmaschinen und schreibt seit 2009 auch operativ Verluste. „Auslöser für den Insolvenzantrag ist der erneute dramatische Einbruch im Auftragseingang, der seit Mitte Juli zu beobachten ist und sich zuletzt beschleunigt hat“, heißt es in der Mitteilung. Der Aufsichtsrat hatte am Donnerstag in einer Sondersitzung die Entscheidung für die Insolvenz getroffen.

Die IG Metall warf den Eignern vor, nicht genügend getan zu haben. MAN und Allianz seien nicht zu weiterer Hilfe bereit gewesen, sagte der stellvertretende Manroland-Aufsichtsratschef Jürgen Kerner. Die Arbeitnehmervertreter seien bestürzt. „Ein Unternehmen mit über 160-jähriger Geschichte und tausenden hochqualifizierten Beschäftigten kann man nicht einfach abschreiben“, sagte auch Bayerns IG-Metall-Chef Jürgen Wechsler. Unternehmen, Staatsregierung und Gewerkschaften müssten nun an einen Tisch.

Es sei aus ökonomischen Gründen nicht mehr zu verantworten gewesen, weiteres Geld in den Konzern zu stecken, sagte ein Sprecherin des Mehrheitseigentümers Allianz. Die Allianz Capital Partners (ACP), Investmentarm des Versichererungskonzerns, hält 75 Prozent der Anteile und 65 Prozent der Stimmrechte an Manroland, die übrigen MAN.

Bereits 2009 habe die Allianz im Wege einer Kapitalerhöhung 200 Millionen Euro für den schwächelnden Maschinenbauer bereitgestellt - mehr als man für die Übernahme der Anteile bezahlt habe. Seither habe sich der Markt für Druckmaschinen aber halbiert. Auch die Münchner Volkswagen-Tochter MAN bedauert die Entwicklung. „Wir haben uns bemüht, eine andere Lösung zu finden. Das ist leider nicht gelungen“, sagte ein Sprecher des Lastwagen- und Dieselmotorenherstellers. MAN und ACP hatten seit längerem einen Investor für die Augsburger gesucht. Nach Angaben von Manroland war der aber in letzter Sekunde abgesprungen.

An der Börse stiegen die Heideldruck-Aktien am Freitag kräftig, da die Insolvenz von Manroland einen Konkurrenten vom Markt nehme, wie ein Händler begründete. Vor zwei Jahren hatten die Heidelberger - bei denen die Allianz größter Aktionär ist - und Manroland Verhandlungen über eine Fusion abgebrochen. MAN hatte die Mehrheit an der damaligen MAN Roland 2006 an ACP verkauft. Hoffnungen auf einen Börsengang oder schnellen Verkauf musste der Finanzinvestor aber bald begraben. Seit dem Einstieg hat sich der Umsatz halbiert.