MAN wird Volkswagen-Tochter
München (dpa) - Die Übernahme von MAN durch Volkswagen ist nahezu perfekt. Als letzte Kartellbehörde stimmte nun auch das zuständige Amt in China dem Deal zu und macht damit den Weg für die Wolfsburger endgültig frei, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte.
Die Entscheidung im Reich der Mitte war allseits erwartet worden. Die wichtigste Hürde hatte das Geschäft bereits genommen, als die Brüssler Wettbewerbshüter der Übernahme Ende September ihren Segen gaben. Gänzlich über die Bühne soll das Projekt am kommenden Mittwoch gehen, dann wird MAN endgültig eine Volkswagen-Tochter werden.
„Für MAN öffnet sich damit ein neues Kapitel in der 253-jährigen Unternehmensgeschichte“, sagte ein Sprecher des Dax-Konzerns in München. Volkswagen wird nach der Transaktion dann 55,9 Prozent der Stimmrechte an MAN halten. Weil die Unternehmen weltweit auf etlichen Märkten aktiv sind, waren die Genehmigungen einiger Kartellämter nötig, etwa die der EU oder der Behörden in Brasilien.
Mit China liegt nun die letzte benötigte Erlaubnis vor. VW hatte mit der Ankündigung für die Aufstockung seines knapp 30-Prozent-Anteils an MAN im Mai alle Beteiligten überrascht. Die Wolfsburger lassen sich die Aktion rund 3,4 Milliarden Euro kosten. Angesichts der gut gefüllten Kasse von als 21 Milliarden Euro für VW kein Problem.
Der Autobauer will seine schwedische Lkw-Tochter Scania eng mit MAN zusammenführen und so eine schlagkräftige Allianz auf dem Lastwagenmarkt schmieden, um den Druck auf Daimler und Volvo in diesem wichtigen Markt kräftig zu erhöhen. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch arbeitet seit vielen Jahren an diesem Plan und hofft auf Vorteile bei Einkauf, Entwicklung und Produktion. Der Autopatriarch ist auch Chefaufseher bei MAN. Das Verhältnis der künftigen Geschwister Scania und MAN gilt dabei als nicht eben einfach, auch wenn alle Seiten den Schritt begrüßen.
2007 war ein Übernahmeversuch von MAN bei Scania gescheitert. Treibende Kraft war der ehemalige Scania-Manager und damalige MAN-Chef Håkan Samuelsson, der den Konzern Ende 2009 wegen einer Schmiergeldaffäre verließ. Seither hatte es immer wieder Berichte über mögliche Übernahmen oder Fusionen gegeben. Auch bei der freiwilligen Zusammenarbeit der stolzen Schweden und Münchner kamen beide Seiten nicht so voran, wie Piëch sich das vorstellte. Nun sollen bereits eingerichtete Arbeitsgruppen rasch beginnen, gemeinsame Projekte zu erarbeiten und Sparpotenziale zu finden.
MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen hatte erst am Mittwoch bei der Bilanzvorlage der Münchner angekündigt, Projektgruppen könnten sofort ihre Arbeit aufnehmen, wenn die Freigaben der weltweiten Kartellbehörden vorliegen. Gerüchte, VW wolle den Anteil an MAN über 55 Prozent hinaus aufstocken, ließen sich bislang nicht bestätigen. Volkswagen wollte die Spekulationen nicht kommentieren. MAN-Finanzvorstand Frank Lutz sagte am Mittwoch, er habe keine Anzeichen dafür, dass VW einen solchen Schritt plane.