Automesse IAA Meinung: Die IAA ist der Elefantenfriedhof der deutschen Autobranche

Wer auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) Innovationen sucht, sucht vergeblich. Schwerpunktthema ist unter anderem der Diesel. Da verwundert es nicht, dass die Messe ohne Tesla Motors stattfindet, dem Vorreiter der Elektroautos und auch andere namhafte Automarken bleiben fern.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Frankfurt. Auf der angeblichen „Messe der Zukunftsthemen“, wie Autobranchen—Präsident Matthias Wissmann die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) nennt, ist das wichtigste Auto des Jahres nicht zu sehen: Elon Musk lehnt es nicht nur ab, den Tesla 3 nach Frankfurt zu schicken, Tesla Motors nimmt überhaupt nicht an der IAA teil — wie auch Peugeot, DS (Citroën), Nissan samt Infiniti, Volvo, Aston Martin, Rolls-Royce, GM (Cadillac und Chevrolet) sowie alle Marken von Fiat/Chrysler.

Reinigungskräfte putzen bei einem Felgenhersteller die Scheiben des Ausstellungsraumes. Am Donnerstag eröffnet Bundeskanzlerin Merkel die IAA.

Foto: Andreas Arnold

Neben vielen anderen Gründen haben Tesla & Co vielleicht auch einfach keine Lust, sich in der Mitte deutscher Langweiler-Marken zu präsentieren. Denn unabhängig ihres aktuellen Glaubwürdigkeits-Verlustes durch Kundenbetrug, Abgas-Manipulation und Verantwortungsverweigerung, haben die deutschen Autobauer seit 40 Jahren nichts anderes zu bieten als das, was der Duisburger Auto-Professor Ferdinand Dudenhöfer höflich „inkrementelle Innovationen“ nennt.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Zu deutsch: Die heimischen Autobauer bewegen sich auf dem Highway der Innovation mit dem Rollator vorwärts. Wo Tesla mit dem Batterie-Auto einen Hype auslöst und Toyota mit Hybriden und Brennstoffzellen experimentiert, kleben die Deutschen am Diesel und bringen jährlich einen weiteren SUV auf die Straße. Entsprechend interessieren sich junge Menschen weder für den Elefantenfriedhof IAA noch für die dort gezeigten Produkte: Neuwagenkäufer sind heute im Schnitt 52,8 Jahre (1995: 46,1), selbst Gebrauchtwagenkäufer sind heute mit 44,8 Jahren älter als der Durchschnitt der Gesamtbevölkerung (44,2). Fast ein Drittel der Autobesitzer sind älter als 60 Jahre.

Man darf gespannt sein, was Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag bei der Eröffnung dieser „Provinzveranstaltung“ (Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe) für alte Technik und überwiegend alte Menschen zur Zukunft der Mobilität und Verkehrspolitik in Deutschland zu sagen hat.

Ins Wahlprogramm hat sich die CDU geschrieben: „Wir wollen, dass die deutsche Automobilindustrie auch künftig ihre Weltmarktstellung behauptet.“ Dass Fehler der Vergangenheit künftig ausgeschlossen, dafür die besten und saubersten Autos hergestellt werden, man führend bei umweltfreundlichen Antrieben und Richtung Marktreife beim autonomen Fahren unterwegs ist — von all diesen Zielen aus dem Programm der Kanzlerin ist bei den deutschen Herstellern auf der IAA nicht viel zu sehen.