Konkurrenzdruck aus China Merck rettet Gewinn im dritten Quartal mit Anteilsverkauf
Darmstadt (dpa) - Harte Konkurrenz im Geschäft mit Flüssigkristallen und höhere Forschungskosten haben beim Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck das dritte Quartal überschattet. Gegenwind kommt auch zunehmend durch Währungseffekte.
Nur dank eines Anteilsverkaufs stieg unter dem Strich der Gewinn, im eigentlichen Geschäft lief es schlechter. Konzernchef Stefan Oschmann hält gleichwohl an seinen Zielen für das laufende Jahr fest, wie der Dax-Konzern in Darmstadt mitteilte.
Von Juli bis September stiegen die Erlöse leicht um 0,1 Prozent und hielten sich mit 3,7 Milliarden Euro damit auf Vorjahresniveau. Trotz Zuwächsen wirkte sich hier im Wesentlichen der gegenüber dem Euro schwächere Dollar aus. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) sank um mehr als 8 Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Unter dem Strich stieg der Gewinn um rund 41 Prozent auf 645 Millionen Euro. Grund war insbesondere der Verkauf des Geschäfts mit biopharmazeutisch hergestellten Arzneien an Fresenius. Der Gesundheitskonzern aus Bad Homburg hatte Merck im September dafür 656 Millionen Euro gezahlt. Weitere Zahlungen von bis zu 500 Millionen Euro sind an Entwicklungsziele geknüpft.
Merck steht im Geschäft mit Flüssigkristallen etwa für Displays von Smartphones unter starkem Konkurrenzdruck. Dort müssen die Darmstädter ihre lange Zeit unangefochtene Marktführerschaft gegen Wettbewerber aus China verteidigen. Merck hatte wegen der Probleme im Flüssigkristallgeschäft bereits zur Halbjahresbilanz seine Umsatzerwartungen gesenkt, die Gewinnziele aber beibehalten.
In der Pharmasparte gehen zudem die Umsätze mit alten Kassenschlagern wie Rebif (Multiple Sklerose) und Erbitux (Krebs) zurück. Der Konzern investiert daher viel Geld in die Erforschung neuer Wirkstoffe und konnte bei dem Multiple-Sklerose-Medikament Mavenclad und dem Krebs-Mittel Bavencio Zulassungserfolge vermelden. Im Geschäft mit Produkten für die Pharmaforschung hat sich indes die Übernahme des US-Laborausrüsters Sigma Aldrich ausgezahlt. Dabei läuft die Eingliederung planmäßig.
Im September stellte Merck sein Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten wie Nasensprays und Vitaminpräparaten zur Disposition. „Dort spielt Größe eine Rolle, bei uns alleine wäre das Geschäft nicht richtig für die Zukunft aufgestellt“, betonte Oschmann nun. Von einem möglichen Verkauf der Sparte wären weltweit 3800 Mitarbeiter betroffen, in Deutschland rund 280. Arbeitnehmervertreter haben daher bereits auf ihr Mitspracherecht gepocht.
Für 2017 erwartet Merck weiter Umsätze zwischen 15,3 und 15,7 Milliarden Euro und ein Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen vor Sondereinflüssen von 4,4 bis 4,6 Milliarden Euro, rechnet aber jeweils mit Werten am unteren Ende der Spanne.