Metro-Machtkampf: Auch Haniel-Chef Kluge wirft hin
Duisburg (dpa) - Nach dem Machtkampf an der Metro-Spitze räumt nun auch der Chef des Metro-Großaktionärs Haniel, Jürgen Kluge, seinen Posten. Der 58-Jährige verzichte auf eine Verlängerung seines Ende 2012 auslaufenden Vertrages.
Damit bestätigte ein Haniel-Sprecher am Mittwoch einen Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Suche nach einem Nachfolger habe bereits begonnen. Vor einem Monat hatte auch Metro-Chef Eckhard Cordes seinen Rückzug angekündigt. Beide Chefposten müssen nun neu besetzt werden.
Kluge hatte zunächst Mitte Oktober den Vorsitz im Metro-Aufsichtsrat niedergelegt und damit die Konsequenz aus dem öffentlichen Streit um die Vertragsverlängerung von Cordes gezogen. Nun verzichtet der frühere McKinsey-Manager auch auf den Chefsessel bei Haniel. Der Duisburger Familienkonzern ist mit einem Anteil von 34 Prozent wichtigster Metro-Großaktionär und kontrolliert in einem Pool mit weiteren Großaktionären einen Anteil von über 50 Prozent an dem Düsseldorfer Handelskonzern.
Durch den Rückzug aus dem Metro-Aufsichtsrat sei dem Vorstand auch die Kontrolle über das wichtigste Asset von Haniel verloren gegangen, sagte Kluge der „FAZ“. Aus dem Metro-Aufsichtsrat ausscheiden, bei Haniel aber Chef bleiben, sei für ihn ein schlechter Kompromiss. „Vertrauen kann man nicht teilen.“
Wann genau Kluge bei Haniel sein Amt aufgibt, ist noch unklar. „Ich werfe nicht die Brocken hin, sondern erfülle meine Aufgabe, bis eine geordnete Nachfolge geregelt ist“, sagte er. Dem Haniel-Sprecher zufolge wird sowohl intern als auch extern gesucht. Auch für Haniel-Vorstand Klaus Trützschler, der altersbedingt im nächsten Jahr ausscheiden wird, muss noch ein Nachfolger gefunden werden.
Der promovierte Physiker und langjährige McKinsey-Deutschland-Chef Kluge stand erst seit Anfang 2010 an der Spitze des Familienkonzerns. Er löste Cordes ab, damit sich dieser stärker auf die Führung des Metro-Konzerns konzentrieren konnte.
Im Interview mit der „FAZ“ räumte Kluge ein, dass der gesamte Prozess um die Vertragsverlängerung von Metro-Chef Cordes schlecht gelaufen sei. Das Hin und Her mit wechselnden Loyalitätsbekundungen habe nicht den Regeln guter Unternehmensführung entsprochen. Kluge geht davon aus, dass schon sehr bald ein Nachfolger für Cordes gefunden wird. Zum traditionsreichen Familienunternehmen Haniel gehören neben der Metro-Beteiligung auch der Pharmahändler Celesio, der Büroausstatter Takkt, das Recyclingunternehmen ELG sowie der Waschraumhygiene-Spezialist CWS-Boco.
Nach einem Gewinneinbruch im Jahr 2009 hatte Haniel im vergangenen Jahr sein Ergebnis nach Steuern wieder deutlich auf 454 Millionen Euro steigern können. An dem Familienunternehmen Haniel sind über 600 Gesellschafter beteiligt, darunter Familienoberhaupt Franz Markus Haniel.