Milder Winter vermiest Sporthändlern das Geschäft
Köln/München (dpa) - Milde Temperaturen und wenig Schnee: Der ungewöhnlich warme Winter hat den Bekleidungs- und Sporthändlern das Geschäft vermiest. Für dicke Wintersachen war es den Kunden zu warm, und mit Schlitten, Skiern oder Snowboards konnten sie bislang auch nicht viel anfangen.
Stattdessen waren im Dezember Laufschuhe der bestverkaufte Artikel in den Läden des größten deutschen Sporthändlerverbunds Intersport. Allein im Dezember schrumpfte der Umsatz im Vergleich zum - allerdings starken - Vorjahresmonat um mehr als ein Viertel. Für das Gesamtjahr 2011 erwarte Intersport vor allem wegen des schwachen Wintergeschäfts einen Rückgang der Erlöse um mehr als 200 Millionen auf 2,7 Milliarden Euro, sagte Sprecher Roland Scheuermeyer in Heilbronn. Der Münchner Sporthändler Sportscheck verkaufte ebenfalls weniger Wintersport-Kleidung. „Die Entwicklung in diesem Jahr liegt bisher unter der des Vorjahres“, sagte ein Sprecher der Kette.
Auch der Bekleidungshandel sieht seine Erwartungen für 2011 nicht erfüllt. „Wir hatten ein sehr gutes erstes Halbjahr mit Umsatzzuwächsen zwischen drei und vier Prozent“, erläuterte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands des Deutschen Textilhandels (BTE), Jürgen Dax, in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa in Köln. „Aber ab Herbst bekamen wir Probleme, weil die warme Winterware liegen blieb.“
Unter dem Strich werde für 2011 nach ersten Schätzungen ein Umsatzplus von höchstens 1,5 Prozent stehen, das im Wesentlichen auf den Online-Handel zurückzuführen sei. Der Ladenhandel werde wahrscheinlich „nur ein Mini-Plus oder eine schwarze Null“ erreichen, sagte Dax. „Da hatten wir uns etwas mehr erhofft.“ 2010 lag der Gesamtumsatz des Textilhandels bei knapp 60 Milliarden Euro. Der Online-Handel hat nach Angaben des BTE-Chefs einen Marktanteil von etwa 10 bis 12 Prozent.
Im Dezember hätten viele Händler bereits mit Reduzierungen begonnen, um die Winterware los zu werden. Das sei teilweise auch gelungen. Die Rabattaktionen setzten sich fort, drastisch purzelnde Preise erwartet er aber erst in der zweiten Januarhälfte, wenn der offizielle Winterschlussverkauf näher rückt. „Die Geschäftsleute haben die Hoffnung auf kältere Temperaturen noch nicht ganz aufgegeben“, meinte Dax.
Auch die Sporthändler hoffen, dass es noch einen richtigen Wintereinbruch gibt. Allerdings seien die Verluste aus den Monaten November und Dezember wohl kaum noch wettzumachen. „Die guten Verkaufszeiten sind vor Weihnachten“, sagte Intersport-Sprecher Scheuermeyer. Auch der Präsident des Verbands Deutscher Sportfachhandel, Werner Haizmann, ist nur verhalten optimistisch: „Man kann viel aufholen, aber nicht alles.“ Die Branche sei weniger konjunktur- als wetterabhängig. „Wenn das Wetter nicht mitmacht, leiden wir darunter“, sagte er.