Milliardär für E-Plus-Verkauf
KPN-Großaktionär Carlos Slim erhält mehr Geld — und gibt seinen Widerstand gegen die geplante deutsche Mobilfunk-Fusion auf.
Den Haag. Völlig überraschend hat der mexikanische Milliardär Carlos Slim dem Verkauf des deutschen Mobilfunkanbieters E-Plus an den Konkurrenten O2 zugestimmt.
Nachdem das Angebot aufgestockt wurde, verpflichtet sich Slims Telekomkonzern America Movil, Großaktionär der E-Plus-Muttergesellschaft KPN, auf der außerordentlichen Hauptversammlung am 2. Oktober für den Verkauf zu stimmen.
Zuvor hatte sich America Movil gegen den Verkauf an Telefonica Deutschland (O2) ge-stemmt und geplant, den Schritt durch eine vollständige Übernahme von KPN zu vereiteln.
KPN erhält zwar wie geplant einen Anteil von 24,9 Prozent an Telefonica Deutschland und 3,7 Milliarden Euro in bar. Im zweiten Teil der Transaktion winkt KPN aber rund eine halbe Milliarde Euro mehr Geld. Der spanische Telefonica-Konzern wird KPN 1,3 Milliarden Euro zahlen und dafür statt 7,3 Prozent an der deutschen Tochter lediglich 4,4 Prozent erhalten.
Die weiteren 2,9 Prozent an Telefonica Deutschland können die Spanier der KPN innerhalb eines Jahres für 510 Millionen Euro abnehmen.
Mit der Rückendeckung von Slim, einem der reichsten Männer der Welt, steht der Übernahme seitens der Aktionäre praktisch nichts mehr im Weg. Zwar müssen auch die Anteilseigner von Telefonica Deutschland abstimmen. Doch hat die spanische Mutter dort die Mehrheit.
Fraglich bleibt aber, ob die Regulierer den Milliardendeal durchwinken. Durch die Übernahme würde sich der deutsche Mobilfunkmarkt von vier auf drei Anbieter verkleinern. Übrig blieben T-Mobile, Vodafone und Telefonica Deutschland.
„Dass ein solcher Zusammenschluss erhebliche Folgen für den Wettbewerb hätte und in all seinen Facetten genau geprüft werden muss, liegt auf der Hand“, hatte Kartellamts-Chef Andreas Mundt zuletzt gesagt. Zwar gebe es in Ländern wie Österreich nur noch drei überregionale Netzbetreiber, doch spielt das für Mundt keine Rolle.
Ein Vergleich mit Deutschland sei schon mit Blick auf die Einwohnerzahl wenig sachgerecht. Zudem seien in den meisten EU-Staaten immer noch vier Mobilfunknetzbetreiber aktiv. „Andere EU-Länder können keine Blaupause für dieses Fusionsverfahren liefern. Es kommt allein auf die Marktverhältnisse in Deutschland an.“ dpa