Milliarden-Entscheidung: Aserbaidschan liefert Gas nach Europa
Baku (dpa) - Die rohstoffreiche Kaukasusrepublik Aserbaidschan will über die neue Pipeline TAP erstmals Europa direkt und unter Umgehung Russlands mit Gas versorgen.
Das Konsortium Shah Deniz unter Führung des Energieriesen BP gab am Dienstag offiziell grünes Licht für Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe. Ab Ende 2019 sollen jährlich zehn Milliarden Kubikmeter Gas über die Türkei, Griechenland bis nach Albanien und von dort durch die Adria bis nach Italien fließen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso begrüßte den Schritt als „strategischen Türöffner für eine stärkere europäische Energiesicherheit“.
Um das Gas aus 500 Metern Tiefe vom Grund des Kaspischen Meers an Land zu pumpen, seien 18 Milliarden Euro Investitionen nötig, teilte die EU-Kommission mit. EU-Energiekommissar Günther Oettinger nannte die Entscheidung einen „Durchbruch“. Langfristig könne die rund 3500 Kilometer lange Leitung bis zu einem Fünftel des Gasbedarfs in der Europäischen Union decken.
Bei der Zeremonie in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku besiegelte das Gaskonsortium im Beisein des autoritären Präsidenten Ilham Aliyev die Investitionsentscheidung für die Entwicklung des Gasfeldes Shah Deniz II im Kaspischen Meer. In diesem Zusammenhang hat auch die Trans-Adriatic-Pipeline TAP ihre Entscheidung für den Bau der Leitung über Griechenland, Albanien und durch die Adria nach Süditalien bestätigt.
An der Pipeline ist auch der deutsche Energiekonzern Eon mit 9 Prozent beteiligt. Die Leitung schließt an eine Röhre vom Kaspischen Meer über Georgien durch die Türkei an. BP-Chef Bob Dudley betonte, die neue Pipeline schaffe Zehntausende Arbeitsplätze im Südkaukasus und in Europa. Zugleich handele es sich um die bislang größte ausländische Investition in Aserbaidschan.
Das ursprünglich von der EU unterstützte Pipeline-Projekt Nabucco war leer ausgegangen. Dabei sollte das Gas von der türkisch-bulgarischen Grenze über den Balkan nach Wien fließen und so die Abhängigkeit von russischem Gas verringern. Auch Russland baut derzeit eine eigene Pipeline Richtung Südeuropa: Das Projekt South Stream soll Gas an der Ukraine vorbei und durch das Schwarze Meer nach Europa pumpen.