Milliarden-Übernahme schafft neuen Giganten in US-Fernsehmarkt
Philadelphia/New York (dpa) - Im amerikanischen Fernsehmarkt bahnt sich eine Mega-Übernahme an. Der größte Kabelfernseh-Anbieter Comcast will die Nummer zwei Time Warner Cable in einem 45 Milliarden Dollar (33 Mrd Euro) schweren Geschäft schlucken.
Das neue Unternehmen käme landesweit auf rund 30 Millionen Kunden - das ist ein Marktanteil von etwa einem Drittel.
Bezahlt werde in Aktien, teilten die beiden Unternehmen mit. Comcast lockt mit einem Aufschlag von annähernd 18 Prozent auf den Schlusskurs von Mittwoch. Am Ende sollen die jetzigen Aktionäre von Time Warner 23 Prozent an dem fusionierten Konzern halten. Neben den Kabelfernsehgeschäft gehören zu Comcast auch die landesweite TV-Senderkette NBC, das Hollywood-Studio Universal Pictures sowie Vergnügungsparks.
Das Geschäft darf auch als Antwort auf den Wandel in der Branche verstanden werden. Kabel- und Satelliten-Anbieter spielten jahrzehntelang eine Schlüsselrolle, weil sie den Zugang zu Fernsehkanälen kontrollierten. Das klassische Geschäft steht aber unter Druck, weil viele Kunden auf Online-Videotheken wie Netflix oder Hulu umschwenken. Auch Youtube ist beliebt. Zudem bietet der US-Telekommunikationsgigant Verizon über sein Fios-Glasfasernetz auch Fernsehprogramme an. Die Kabelkonzerne wiederum stellen über ihre Leitungen Internetzugänge bereit.
Time Warner Cable ist eine Abspaltung des US-Medienkonzerns Time Warner. Der Anbieter hat 11 Millionen Kunden unter anderem in New York City, Südkalifornien und Texas. Comcast aus Philadelphia kommt auf 22 Millionen Kunden. Um die Bedenken der Wettbewerbshütern vor einer allzu großen Marktmacht zu zerstreuen, kündigte Comcast allerdings an, 3 Millionen abzugeben.
Comcast würde durch die Übernahme seine Spitzenposition im Markt zementieren und den Frontalangriff des einstigen Kabelmoguls John Malone abwehren. Malone hatte sich vor rund einem Jahr mit der aktuellen Nummer vier Charter Communications verbündet, um Time Warner Cable zu übernehmen. Damit wäre er zu einem starken Rivalen für Comcast geworden. Time Warner Cable habe selbst den Deal mit Comcast gesucht, um einer Übernahme durch Charter zu entgehen, schrieb das „Wall Street Journal“ unter Berufung auf informierte Personen.
Chef des Gesamtkonzerns soll Neil Smit werden. Er kündigte an, neue Produkte und Services wie die eigene Online-Videothek voranzutreiben. Zudem sollten die Kunden unter anderem von einem Ausbau der schnellen Internetzugänge profitieren. Unternehmen, Aktionäre sowie Kunden profitierten von dem Zusammenschluss, versicherten die Firmenspitzen zusammenfassend. Wenn Aktionäre und Wettbewerbshüter zustimmen, soll das Geschäft Ende des Jahres abgeschlossen werden.