Milliardenmarkt Fußball - treure Ware TV-Rechte
Hannover (dpa) - Das Entsetzen der deutschen Fußballfans war 2002 groß. Mehr als die Hälfte der Spiele von der Weltmeisterschaft in Japan und Südkorea war nicht live im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen.
Nur die Kunden des Bezahlsenders Premiere World konnten alle 64 Partien schauen. Erst am Abend gab es nach 21.15 Uhr Ausschnitte von den exklusiven Pay-TV-Spielen bei Sat.1. Selbst Kurzberichte in den Nachrichtensendungen anderer Free-TV-Sender waren nicht erlaubt.
Die wichtigsten Spiele liefen allerdings vor zehn Jahren auch bei ARD und ZDF, vor allem die Partien mit der deutschen Nationalmannschaft. Eine komplette WM nur im Pay-TV war und ist nicht möglich - vor allem wegen der sogenannten Schutzliste. Diese regelt, dass Großereignisse „von erheblicher gesellschaftlicher Bedeutung“ nur dann im Pay-TV ausgestrahlt werden dürfen, wenn sie gleichzeitig in einem Free TV-Programm zu sehen sind. Genau aus diesem Grund lohnt sich der Kauf der Übertragungsrechte für einen Abo-Sender nicht.
Die TV-Rechte sind eine teure Ware. Besonders beim Fußball handelt es sich inzwischen um einen Milliardenmarkt. Mehr als 1,2 Milliarden Euro hatte die später insolvente Kirch-Gruppe weltweit mit den Lizenz-Rechten der WM 2002 umgesetzt, die sie zuvor vom Fußball-Weltverband FIFA gekauft hatte. Damit ging es erstmals in den zehnstelligen Euro-Bereich.
Solch ein kompletter Verkauf an Agenturen ist inzwischen die Ausnahme. Zum einen wegen der schlechten Erfahrungen und den Turbulenzen nach der Pleite der Kirch-Gruppe oder der ebenfalls nicht mehr existierenden Sportrechte-Agentur ISL/ISMM. Zum anderen lässt sich für die Sportverbände deutlich mehr verdienen, wenn sie direkt mit den Fernsehsendern verhandeln und die Marge der Agenturen selber einstreichen.
Auch die Bundesliga ist nach dem Desaster mit der KirchMedia dazu übergegangen, die Verträge wieder direkt mit den Sendern auszuhandeln. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) gelang für die Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17 ein 2,5-Milliarden-Euro-Deal. Die Medienpartner zahlen damit etwa die Hälfte mehr als im laufenden Vier-Jahres-Rhythmus. Zum Vergleich: 1984/85 mussten ARD und ZDF nur etwa fünf Millionen Euro überweisen.
Dass die Bundesliga inzwischen so viel Geld kassiert, liegt an der veränderten Konkurrenzsituation. Vor allem der inzwischen in Sky umbenannte Pay-TV-Sender Premiere zahlt mehr als 70 Prozent der Gesamtsumme für die Spielzeiten 2013/14 bis 2016/17. Dafür erhält er aber auch ein hohes Maß an Exklusivität und darf alle Bundesliga-Partien live zeigen, während es im frei empfangbaren Fernsehen nur zwei Spiele pro Saison über 90 Minuten zu sehen gibt.
Auch bei der Champions League kann der europäische Verband UEFA besser kassieren, weil die Pay-TV-Sender für ihr Geld viele exklusive Spiele erhalten. Die Zeiten großer Steigerungsraten sind bei dem wichtigsten europäischen Club-Wettbewerb allerdings vorbei, das Potenzial scheint weitestgehend ausgereizt.
Das gilt auch für Länderspiele sowie für Welt- und Europameisterschaften. Lukrativer könnte es für UEFA und FIFA nur werden, wenn es keine Schutzlisten gibt und so der Wettbewerb bei den attraktivsten Teilen der Rechtepakete erhöht wird.