Milliardenschwere Altlasten: Deutsche-Bank-Gewinn bricht ein
Frankfurt/Main (dpa) - Milliardenschwere Risiken wegen juristischer Altlasten haben der Deutschen Bank auch das dritte Quartal verdorben. Weil auch das Investmentbanking nicht rund lief, blieb nur ein magerer Gewinn, wie der Dax-Konzern am Dienstag mitteilte.
Auch die Aussichten sind mau, das Führungsduo Anshu Jain/Jürgen Fitschen sieht „weitere Herausforderungen“. Ein großer Unsicherheitsfaktor bleiben Rechtsstreitigkeiten - zum Großteil geht es dabei in den USA um fragwürdige Geschäfte mit Hypothekenpapieren aus der Zeit vor der Finanzkrise.
Die Doppelspitze Jain/Fitschen hat dabei langfristig das Vertrauen des Aufsichtsrates: Das Kontrollgremium verlängerte Fitschens Vertrag am Dienstag wie im September angekündigt vorzeitig bis zum 31. März 2017. Der 65-Jährige hatte zunächst nur eine Anstellung bis Mai 2015, Jains Vertrag läuft bereits bis Ende März bis 2017.
Unter dem Strich verdiente das Institut im Zeitraum Juli bis Ende September nur noch 51 (Vorjahresquartal: 754) Millionen Euro. Auf die Aktionäre entfielen 41 (747) Millionen Euro. Damit setzte sich der Abwärtstrend des zweiten Quartals 2013 fort. Für Rechtsrisiken legte die Bank weitere 1,2 Milliarden Euro zurück. Insgesamt sind damit nun 4,1 Milliarden Euro für mögliche juristische Niederlagen reserviert.
Co-Chef Jain hatte die Anleger bereits auf schwache Zahlen eingestimmt. Dennoch verfehlte der deutsche Branchenprimus die bereits niedrigen Erwartungen von Analysten. Die Aktie verlor zunächst kräftig an Wert und war einer der schwächsten Dax-Werte, am Nachmittag drehte das Papier leicht ins Plus.
Trotz des Gewinneinbruchs sehen die beiden Vorstandschefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen ihr Haus auf Kurs: „Die Fortschritte im Hinblick auf unsere langfristigen Ziele sind jedoch ermutigend und wir sind zuversichtlich, dass wir sie erreichen werden.“
Das Führungsduo führte an, dass das Sparprogramm besser laufe als geplant. Insgesamt will die Bank bis 2015 die Kosten um 4,5 Milliarden Euro drücken. Davon will sie 1,6 Milliarden Euro in diesem Jahr schaffen, nach neun Monaten liegen die Einsparungen bereits bei 1,5 Milliarden. Zudem gab es im Bereich der lange schwachen Vermögensverwaltung einen kräftigen Gewinnsprung.
Dagegen sackte der Gewinn im Privatkundenbereich auch wegen des niedrigen Zinsumfelds sowie gestiegener Kosten für den Ausbau des Mittelstandsgeschäfts ab. Im schwankungsanfälligen Investmentbanking gab es vor allem im Zinsgeschäft wie bei vielen Konkurrenten herbe Rückgänge. Angesichts der Befürchtungen, dass die US-Notenbank ihre Geldschwemme bremsen könnte, hatten sich viele Anleger und Emittenten von Anleihen im Sommer zurückgehalten.
Seit Jahresbeginn 2013 hat die Deutsche Bank ihre Rückstellungen für Rechtsrisiken um fast 2 Milliarden Euro erhöht. Hinzu könnten dem aktuellen Quartalsbericht zufolge im schlimmsten Fall weitere Belastungen von 1,3 Milliarden Euro kommen, für die der deutsche Branchenprimus noch keine Vorsorge in der Bilanz getroffen hat.
Die milliardenschweren Vergleichsverhandlungen von JPMorgan und der Bank of America in den USA lassen auch für die Deutsche Bank nichts Gutes erwarten. Dabei geht es vor allem um Geschäfte mit Hypothekenpapieren aus der Zeit vor der Finanzkrise 2007/2008. Bei diesen Geschäften machte auch die Deutsche Bank mit. Hinzu kommen mögliche Strafen etwa im Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze sowie der Dauerstreit um die Pleite des Kirch-Medienimperiums 2002.
Der herbe Gewinneinbruch im dritten Quartal belastet auch die Kapitalpuffer. Ende September lag die harte Kernkapitalquote bei 9,7 Prozent. Das waren 0,3 Prozentpunkte weniger als drei Monate zuvor.
Damit erfüllt die Bank aber weiter die erst ab 2019 voll gültigen verschärften Regeln („Basel III“). Im geplanten Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank (EZB) müssen die Institute auf eine Quote von 8 Prozent kommen. Der Wert misst das Verhältnis des Eigenkapitals zu den Risikopositionen in der Bilanz. Nach Angaben von Finanzchef Stefan Krause wird es auch künftig immer wieder zu Schwankungen bei der Kapitalquote kommen, das Dauerziel bleibe aber 10 Prozent.