Niederländische Rabobank büßt für Libor-Manipulation
Utrecht/Washington (dpa) - Der Libor-Skandal kostet die niederländische Rabobank Millionen und ihren Chef, Piet Moerland, den Posten.
Die 1898 gegründete Genossenschaftsbank muss insgesamt 774 Millionen Euro zahlen. Es ist die höchste Strafe ihrer Geschichte. Das Institut räumte ein Fehlverhalten ein.
Bankchef Moerland kündigte am Dienstag seinen sofortigen Rücktritt an: „Im Namen der Bank und des Vorstandes will ich ein glasklares Signal abgeben: das aufrechte Bedauern und die scharfe Missbilligung des unangebrachten Verhaltens.“ Moerland stand seit 2009 an der Spitze der Bank. Seine Aufgaben übernimmt zunächst Rinus Minderhoud aus dem Verwaltungsrat.
Die Bank hatte mit britischen, amerikanischen und niederländischen Behörden einen außergerichtlichen Vergleich getroffen, wie sie am Sitz in Utrecht mitteilte. Drei Viertel der Summe fließen in die USA an das Justizministerium und die Finanzaufsicht CFTC. Das Institut mit mehr als 60 000 Mitarbeitern in 42 Ländern hatte dafür bereits Geld zurückgelegt.
Weltweit ist es die zweithöchste Vergleichszahlung, die bislang gegen eine Bank im Zusammenhang mit der Manipulation der Referenzzinssätze verhängt wurde. Dabei geht es vor allem um den in London fixierten Libor, aber auch andere Sätze wie Euribor. Die bisherige Rekordstrafe bekam die Schweizer Großbank UBS mit 1,5 Milliarden US-Dollar (1,1 Mrd Euro) aufgebrummt. Bei der britischen Barclays räumte der damalige Chef Bob Diamond im Zuge des Skandals seinen Platz.
Im vergangenen Jahr war herausgekommen, dass Mitarbeiter mehrerer Großbanken den Satz für die Referenzzinsen jahrelang mit falschen Angaben verschoben hatten, um höhere Gewinne einzustreichen. Bei der Rabobank hätten 30 Leute mitgemacht oder davon gewusst, räumten die Niederländer ein. Die Bankführung sei jedoch ahnungslos gewesen, versicherte die Rabobank.
Insgesamt haben Banken nun schon mit rund 3,7 Milliarden Dollar für den Skandal gebüßt. Gegen zahlreiche weitere Institute laufen noch Ermittlungen, darunter auch gegen die Deutsche Bank. Diese könnten zu „hohen Geldstrafen“ führen, schrieben die Frankfurter am Dienstag in ihrem Quartalsbericht. Dass einzelne Deutsche-Bank-Mitarbeiter an den Tricksereien beteiligt waren, bestreitet die Bank nicht. Sie betont aber, dass das Top-Management nicht in die Vorgänge verwickelt gewesen sei.
Der täglich in London festgestellte Libor gibt an, zu welchen Konditionen sich Banken untereinander Geld leihen. Er wird bislang aus den wenig kontrollierten Eingaben von einigen Kreditinstituten gebildet. Schon winzige Veränderungen können dabei große Wirkungen haben, denn der Libor wird als Grundlage für eine große Zahl an Finanzgeschäften herangezogen. Sie reichen von Krediten für Häuslebauer bis hin zu komplexen Derivategeschäften.