Trotz höherem Milchpreis Minister mahnt Bauern zu Krisenvorsorge
Berlin (dpa) - Trotz der Erholung nach einem langen Preistief muss sich die Milchbranche aus Sicht von Bundesagrarminister Christian Schmidt besser gegen künftige Krisen wappnen.
Es sei viel zu früh für Entwarnung, sagte der CSU-Politiker nach einem Treffen mit Landwirten, Molkereien und Handel in Berlin. Nötig sei weiterhin „weniger Milch zu besseren Preisen“. Dafür sollte die Branche sich etwa mit regionaler Vermarktung unabhängiger von den Weltmärkten machen und mehr auf Qualität als auf Masse setzen.
Nach dem bedrohlichen Absturz auf unter 23 Cent pro Liter vor einem Jahr liegen die Milchpreise für die Erzeuger inzwischen wieder bei gut 32 Cent. Um die Kosten zu decken, gelten mindestens 35 Cent als erforderlich. In der akuten Krise hatten Bund und EU den deutschen Bauern Hilfen von knapp 600 Millionen Euro bereitgestellt.
Die Lieferbeziehungen von Milchbauern und Molkereien müssten auf den Prüfstand, forderte Schmidt. Dazu gehöre auch die bisherige Regelung bei genossenschaftlichen Molkereien, dass sie 100 Prozent der angelieferten Milch abnehmen. Um bessere Preise erzielen zu können, sei ein stärkerer Fokus auf Qualität sinnvoll. „Da sehe ich Wachstumsmöglichkeiten, da ist der Markt nicht gesättigt“, erklärte der Minister. Dies könnten etwa Heu- und Weidemilch oder etwa auch neue Produkt-Kreationen sein. Auf die Massenproduktion von Milchpulver sollten Landwirte dagegen eher nicht setzen, sagte er.
Der Milchindustrie-Verband betonte, in der Preiskrise 2015 und 2016 habe der Markt reagiert: „Die Milchanlieferung ging EU-weit zurück und die Milchpreise konnten sich erholen.“ Der Bauernverband mahnte, Stellung und Verantwortung der Milchbauern in der Beziehung zu den Molkereien endlich zu stärken. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter forderte ein stärkeres EU-Sicherheitsnetz. Überlasse die Politik die Lösung globaler Marktkrisen alleine Branchenverbänden, sei ein Scheitern programmiert.