Monsanto will Anträge auf Gen-Saatgut in EU zurückziehen

Brüssel/St. Louis (dpa) - Beim Gedanken an genveränderte Pflanzen ist vielen Europäern nicht wohl. Das bekommen auch die Hersteller solcher Produkte zu spüren. Der US-Agrarriese Monsanto zieht die Konsequenzen.

Monsanto will keine weiteren genveränderten Pflanzen für den Anbau auf Europas Äckern genehmigen lassen.

Das Unternehmen wolle alle Anträge auf Anbau-Zulassungen für Genpflanzen in Europa zurückziehen, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstag im amerikanischen St. Louis. Es gehe um neue Maissorten, Sojabohnen und bestimmte Rüben. Ausgenommen sei die Maissorte MON810, die in Spanien angebaut wird - derzeit überprüfen die Behörden eine Erneuerung der Anbaugenehmigung.

Bereits Ende Mai hatte ein Unternehmenssprecher gegenüber der Tageszeitung „taz“ erklärt, Monsanto gebe die Lobbyarbeit in Europa auf. Eine Sprecherin ergänzte, Genpflanzen stießen hier auf wenig Akzeptanz.

Der Sprecher von EU-Gesundheitskommissar Tonio Borg erklärte zu der neuen Ankündigung in Brüssel: „Die Europäische Union baut praktisch keine GVOs [genveränderte Organismen] an. Dies Unternehmen hat daraus Konsequenzen gezogen.“ Vier Anträge auf Zulassung seien noch nicht entschieden, darunter die Maissorte MON 810.

„Es gibt alles in allem in der Europäischen Union etwa 100- bis 110 000 Hektar Anbaufläche mit GVOs“, sagte er. „Im Vergleich zu 170 Millionen Hektar Anbaufläche weltweit.“ Allerdings würden jedes Jahr Millionen Tonnen an Genpflanzen importiert. Diese sind allerdings nur für den menschlichen oder tierischen Konsum zugelassen, nicht zum Anbau.

Umweltverbände feierten die Entscheidung als Sieg. „Es gibt keinen Markt für GVO-Pflanzen in Europa“, teilte Friends of the Earth mit. Greenpeace hoffte, dass auch der in Spanien angebaut Genmais von europäischen Äckern verschwindet: „Die anhaltende Zurückweisung durch Bauern, Verbraucher und Regierungen wird Monsanto am Ende dazu bringen, auch seinen MON 810-Mais zurückzuziehen.“

Monsanto ist nicht das einzige Unternehmen, das angesichts der Vorbehalte gegen grüne Gentechnik in Europa kapituliert: Der Chemieriese BASF hatte im Januar 2012 angekündigt, seine Genechniksparte von Deutschland in die USA zu verlegen.