Moody's stuft Spanien herab: Märkte bleiben gelassen
Madrid/London/Rom (dpa) - Spanien hat eine weitere Herabstufung seiner Kreditwürdigkeit durch die US-Ratingagentur Moody's gelassen aufgenommen. Die Märkte ignorierten die Entscheidung der Agentur am Mittwoch weitgehend.
Der Madrider Aktienindex Ibex-35 legte bis zum Mittag um 0,8 Prozent zu. Auch auf dem Kapitalmarkt war die Lage eher entspannt: Bei den spanischen Staatsanleihen zeichnete sich kein Anstieg der Zinsen und Risikoaufschläge ab. Moody's hatte die Bewertung für die Kreditwürdigkeit Spaniens am späten Dienstagabend um zwei Stufen von „Aa2“ auf „A1“ gesenkt.
Der Ausblick sei negativ, betonte Moody's - damit droht dem Land eine weitere Herabstufung. Kurz zuvor hatte Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit von 24 italienischen Banken herabgestuft. Italien und Spanien sind die dritt- beziehungsweise viertgrößte Volkswirtschaft im Euro-Raum.
Bereits am 7. Oktober hatte die Ratingagentur Fitch die Bonität Spaniens herabgestuft, eine Woche später folgte S&P. Beide Agenturen bewerten das Land mit der vierthöchsten Note „AA-“, also einer noch guten Bonität. Moody's ging jetzt weiter: „A1“ ist die fünfthöchste Note des Unternehmens und bedeutet eine Bonität im hohen mittleren Bereich. Damit erhöht sich der Druck auf Spanien, denn je schlechter die Kreditwürdigkeit ist, desto höhere Zinsen muss das Land für die Aufnahme neuer Schulden zahlen.
Die spanische Regierung nahm zu der Herabstufung nicht offiziell Stellung. Das Wirtschafts- und Finanzministerium wies die Entscheidung der Agentur jedoch in einer Mitteilung für Investoren zurück: Moody's habe kurzfristig auf negative Nachrichten aus der Euro-Zone reagiert und die eigentliche Wirtschaftslage Spaniens außer Acht gelassen, heißt es nach Angaben der Wirtschaftszeitung „Expansión“ in dem Papier.
Moody's begründete die Herabstufung damit, dass Spanien in der Krise verwundbar bleibe. Im kommenden Jahr werde die Wirtschaft des Landes höchstens um ein Prozent zulegen. Dies erschwere es, die ehrgeizigen Sparziele zu erreichen. Zuvor war ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet worden. „Spanien hat keine glaubwürdige Lösung für die Krise seiner Staatsschulden aufgezeigt“, betonte die Agentur. Die spanische Wirtschaft weist nicht nur ein sehr schwaches Wachstum, sondern mit fast 21 Prozent auch die höchste Arbeitslosenrate in der Euro-Zone auf.
Die konservative Volkspartei (PP), die bei der Parlamentswahl am 20. November auf einen klaren Sieg hoffen kann, sagte der sozialistischen Regierung ihre Unterstützung bei der Verteidigung der Solvenz des Landes zu: „Niemand soll in Zweifel ziehen, dass Spanien seine Schulden begleichen kann und begleichen wird“, sagte PP-Parteichef Mariano Rajoy.
In Italien stufte S&P die Bonität etwa der Banco Popolare, der Banca Monte dei Paschi di Siena und der UBI Banca herab - wegen der Spannungen an den Märkten und schwächeren Wachstumsaussichten. Die Schwergewichte Unicredit, Intesa SanPaolo und Mediobanca waren nicht betroffen. Den Stempel eines negativen Ausblicks hatte S&P den Instituten aber schon früher aufgedrückt. Im September hatte S&P die Bonität Italiens von „A+“ auf „A“ herabgestuft.