Müller-Brot will ab Mittwoch wieder liefern
Neufahrn (dpa) - Nach zwei Monaten Großputz will die von der Lebensmittelkontrolle geschlossene Backfabrik Müller-Brot wieder backen. Zwei Dutzend Kontrolleure nahmen die Produktionsanlagen im oberbayerischen Neufahrn den ganzen Montag lang unter die Lupe.
Der vorläufige Insolvenzverwalter Hubert Ampferl sagte, wenn am Abend die Freigabe erteilt werde, könnten am Mittwoch oder Donnerstag wieder die ersten Semmeln und Brezeln aus eigener Produktion in die Filialen kommen. Das sei auch Bedingung für die Fortsetzung der Verhandlungen mit den fünf potenziellen Investoren.
Die Lebensmittelkontrolleure hatten bei Müller-Brot seit 2009 immer wieder Ungeziefer, Mäusekot und Dreck entdeckt und die Backfabrik am 30. Januar dieses Jahres schließlich vorerst stillgelegt. Zwei Wochen später meldete der bisherige Haupteigentümer Klaus Ostendorf Insolvenz an.
Ampferl sagte, Böden und Leitungen seien erneuert, Wände gefliest und sämtliche Maschinen zerlegt und gereinigt worden. „Alles bis in die letzte Ritze ist jetzt sauber geputzt.“ Wenn die Inspektoren des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, der Regierung von Oberbayern und des Landratsamts Freising grünes Licht gäben, könne die Produktion sofort wieder starten. Das Mehl sei schon bestellt, die Lieferanten stünden bereit.
Allerdings „müssen wir abwarten, wie die Verbraucher reagieren - wie lange es dauert, bis wir das Vertrauen wieder zurückgewinnen“, sagte der Insolvenzverwalter. Dafür sei auch wichtig, dass der neue Reinigungsplan „Tag für Tag konsequent und nachprüfbar umgesetzt wird“. Der Lebensmittel-Einzelhandel habe zwar prinzipiell Interesse an einer neuen Zusammenarbeit signalisiert, aber in den nächsten Wochen sei das „noch kein Thema“. Lidl und Aldi-Süd hatten die Geschäftsbeziehungen zu Müller-Brot gekappt, als der Hygieneskandal aufgeflogen war. Mehr als 20 andere Bäckereien hatten seit Januar für die Müller-Brot-Filialen gebacken, aber die Pächter hatten über massive Umsatzeinbrüche berichtet.
Ampferl sagte, die erhoffte Freigabe der Behörden sei nur „der erste Schritt“, um einen möglichst großen Teil von Müller-Brot zu retten. Nur wenn die Produktion wieder laufe, „können wir auch mit den Investoren weiterverhandeln“. Angesichts leerer Kassen drängt die Zeit. Am 31. März endet das vorläufige Insolvenzverfahren und damit das Insolvenzgeld für die rund 1250 Mitarbeiter, das von der Agentur für Arbeit bezahlt wird.
„Die Beschäftigten haben große Angst und Sorge“, sagte Betriebsbetreuer Mustafa Öz von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG). „Ab 1. April ist nicht klar, wie die Löhne bezahlt werden sollen.“ Im schlimmsten Fall würden sie sofort freigestellt und müssten Arbeitslosengeld beantragen. Wenn die Aufsichtsbehörden die Produktion wieder freigeben, halte er den Einstieg eines Investoren für wahrscheinlich, nicht aber die Übernahme aller 1250 Beschäftigten in der Backfabrik und in den Filialen.
Die Staatsanwaltschaft Landshut ermittelt gegen Ostendorf und andere wegen Verstoßes gegen Lebensmittelgesetze. Ein Ergebnis könnte in den nächsten Wochen vorliegen, sagte Staatsanwalt Ralph Reiter der Nachrichtenagentur dpa. Außerdem liefen Vorermittlungen wegen Verdachts auf Insolvenzverschleppung und Veruntreuung von Pächter-Kautionen weiter.