Munich Re optimistischer

München (dpa) - Ein überraschend starkes zweites Quartal hebt die Stimmung beim weltgrößten Rückversicherer Munich Re. Der Konzern sei auf gutem Kurs, den ursprünglich angestrebten Jahresgewinn von 2,5 Milliarden Euro leicht zu übertreffen, sagte Vorstandschef Nikolaus von Bomhard am Dienstag.

Fast zwei Drittel davon sind nach sechs Monaten erreicht - dank geringerer Katastrophenschäden, besserer Börsengeschäfte und einer niedrigeren Steuerbelastung. Sorgen bereiten dem Vorstand die niedrigen Zinsen an den Finanzmärkten. Auch der Umbau bei der Erstversicherungstochter Ergo wird teuer.

Zwischen April und Juni verdiente der Konzern unter dem Strich 808 Millionen Euro, knapp zehn Prozent mehr als vor einem Jahr. „Unser konservativer Geschäftsansatz erweist sich in diesen unsicheren Zeiten als robust“, sagte von Bomhard. Trotz Erdbeben, Stürmen und extremer Hitze bleiben die Schäden aus Naturkatastrophen vergleichsweise gering. Insgesamt belasteten solche Ereignisse den Überschuss mit 292 Millionen Euro. Der Großteil davon entfiel auf die Dürreschäden in den USA (160 Mio Euro) und das Erdbeben in Norditalien, für das die Münchener einen hohen zweistelligen Millionenbetrag zur Seite legten.

Zwischen Januar und Juni wuchs der Gewinn auf 1,6 Milliarden Euro, nachdem wegen der Erdbeben-Katastrophe in Japan 2011 das Ergebnis ins Minus gerutscht war. Allerdings steht die Hurrikan-Saison noch bevor, und die Münchner hoffen, dass in diesem Jahr eher weniger Stürme an Land gehen. Doch welchen Weg Wirbelstürme nehmen, ist schwer vorauszusagen: „Einer würde reichen, wenn er dumm kommt“, sagte Rückversicherungsvorstand Torsten Jeworrek.

Sorgen bereiten dem Vorstand weiterhin die historisch niedrigen Zinsen. Sie machen es dem Konzern schwer, sein Geld gewinnbringend anzulegen. Das sei fordernder als etwa die Schwankungen an den Börsen oder die trübere Konjunktur. Versicherer müssen die Zinsen für ihre Lebensversicherungskunden erwirtschaften. Die jüngsten Neuanlagen reichen nicht einmal aus, um den Garantiezins für alte Lebensversicherungsverträge aufzubringen. An den Kunden geht dies nicht spurlos vorüber: Die Überschussbeteiligung werde mit Sicherheit nicht steigen, ließ von Bomhard wissen.

Die Politik ermahnte der Manager, die Lage in Europa nicht durch einfache und kernige Aussagen zu verschlimmern. Er bedauere, dass es manchen in der Debatte vor allem um Polarisierung gehe. Damit dürfte er auch Bayerns Finanzminister Markus Söder (CSU) meinen, der zuletzt mit deutlichen Worten einen Austritt Griechenlands aus dem Euro gefordert hatte. Für einfache Lösungen sei die Situation zu komplex und die Lösung der Krise zu wichtig. „Dann sind solche extremen Aussagen nicht hilfreich“, sagte von Bomhard.

Von Bomhard selbst war jüngst durch Äußerungen über die Zerschlagung von systemrelevanten Großbanken in die Schlagzeilen geraten. Der Manager hatte angeregt, die Investment- und Geschäftsbanken voneinander zu trennen. Künftig müssten die Investoren auch am Misserfolg viel stärker beteiligt werden. Am Dienstag ergänzte von Bomhard seine Äußerung, die aus seiner Sicht zu kurz wiedergegeben worden seien. „Mir ging es nicht um den Widerhall.“ Er verstehe seine Äußerungen nicht als Attacke auf die Banken.

Der Umbau ihrer Erstversicherungstochter Ergo kostet die Munich Re voraussichtlich noch in diesem Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag. Der Konzern hatte jüngst angekündigt, zwei Jahre nach der Aufgabe seiner Traditionsmarken Victoria und Hamburg-Mannheimer bis zu 1350 Arbeitsplätze im Vertrieb zu streichen. Die derzeit fünf Vertriebsorganisationen sollen zu zwei Einheiten zusammengeführt werden. Damit fällt bis Anfang 2014 etwa jede vierte Stelle im insgesamt 5000 Arbeitsplätze umfassenden Vertrieb der Ergo weg.