Nach Erpressungsvorwürfen: Opel bleibt hart
Rüsselsheim/Bochum (dpa) - Die Opel-Führung hat nach der massiven Kritik an ihrem Verhandlungsstil ihren Einigungswillen in den Gesprächen mit den Arbeitnehmern bekräftigt.
„Wir stehen klar zu unserem Angebot vom vergangenen Juni, das Werk Bochum bis zum Auslauf des Zafira Tourer im Jahr 2016 abzusichern“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Steve Girsky am Mittwoch auf Anfrage von dpa: „Aber dazu müssen alle Beteiligten konstruktiv zusammenarbeiten.“
Inhaltlich weicht der Vize-Chef der Opel-Mutter General Motors (GM) aber nicht von seinen Forderungen ab. In den Verhandlungen über ein Hunderte Millionen Euro schweres Sparpaket hatte Girsky Betriebsrat und Gewerkschaft am Dienstag die Pistole auf die Brust gesetzt: Sollte bis Ende Februar kein Ergebnis vorliegen, werde das Management die Gespräche beenden - und die Autofertigung in Bochum Ende 2014 auslaufen lassen. Die Getriebefertigung werde bereits 2013 eingestellt.
Angesichts der schweren Absatzkrise, die Opel wie andere auf Europa fokussierte Hersteller besonders hart trifft, will die Geschäftsführung die Kosten massiv drücken. Girsky sagte: „Solange wir Verluste erzielen, können wir uns beispielsweise keine Tariferhöhungen leisten.“ Mit Gewinnen rechnet er frühestens 2015.
Betriebsräte und Gewerkschafter reagierten empört auf das Ultimatum. Betriebsratschef Rainer Einenkel bezeichnete die Drohung als „Kriegserklärung“, Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer sprach von „brutaler Erpressung“. Girsky hingegen begründete sein Ultimatum damit, dass der Autobauer nach mehrmonatigen Verhandlungen keine Zeit mehr zu verlieren habe.
Die Gespräche über die Zukunft der Opel-Standorte sollen am kommenden Dienstag fortgesetzt werden, kündigte Einenkel an. Im Anschluss werde man die Bochumer Belegschaft über den Stand der Gespräche informieren.
Einenkel bezeichnete einen möglichen Produktionsstopp für das Bochumer Werk als „unsinnig und gefährlich“. Eine Verlagerung der Produktion wäre mit Kosten von über 100 Millionen Euro verbunden, sagte er. Auch ein vorzeitiger Stopp für das in Bochum produzierte Zafira-Modell und damit ein zumindest vorübergehender Ausstieg aus dem Markt für SUV (Sport Utility Vehicle/Geländelimousine) sei für Opel keine Alternative, meinte Einenkel. Dem Vernehmen nach hieß es dazu aus Kreisen, GM würde Mehrkosten für die Verlagerung notfalls akzeptieren, oder vorab auf Halde produzieren.