Nach Flut und Hagel: Versicherungen sollen teurer werden
Baden-Baden (dpa) - Autofahrer und Hausbesitzer in Deutschland müssen sich nach Einschätzung großer Rückversicherer 2014 auf teils deutlich höhere Versicherungsprämien einstellen.
Grund dafür sind die immensen Hagel- und Flutschäden aus dem Sommer, wie Weltmarktführer Munich Re und der Branchendritte Hannover Rück am Montag bei einem Branchentreffen in Baden-Baden ankündigten. In der Gebäudeversicherung könnte die Rechnung um bis zu zehn Prozent nach oben klettern. Die großen deutschen Rückversicherer wittern daher gute Geschäftschancen.
Rückversicherer übernehmen von vielen Erstversicherern wie der Allianz Teile der versicherten Risiken und haben dadurch üblicherweise einen guten Überblick über die Marktentwicklung.
Hochwasser und Hagelgewitter haben die Versicherungsbranche in Deutschland seit Juni nach Schätzung der Hannover Rück rund fünf Milliarden Euro gekostet. Damit hätten Naturkatastrophen 2013 so hohe Schäden angerichtet wie seit 30 Jahren nicht. Am teuersten kam die Versicherer nach jüngsten Zahlen nicht das Hochwasser im Juni, sondern das Hagelgewitter Ende Juli. Teils tennisballgroße Hagelkörner beschädigten tausende Autos, Hausdächer und Wintergärten.
Munich Re und Hannover Rück schätzen, dass alleine dieses Unwetter die Versicherer 2,5 Milliarden Euro kostet. Hinzu kamen weitere Hagelschläge im Juni und August, die nicht ganz so heftig ausfielen. Die Flutschäden schlagen bei den Versicherern nach Angaben des Branchenverbands GDV insgesamt mit 1,8 Milliarden Euro zu Buche.
Auch die Endkunden dürften diese Schäden nach Einschätzung der Rückversicherer nun zu spüren bekommen. Wer in seiner Wohngebäudeversicherung eine Preisanpassungsklausel habe, müsse sich für 2014 auf eine Anhebung um 8 bis 10 Prozent einstellen, sagte Michael Pickel, Chef der Deutschland-Sparte der Hannover Rück. In der Kfz-Haftpflichtversicherung dürften die Prämien im Schnitt um 4 Prozent, in der Teil- und Vollkasko um 5 Prozent nach oben klettern.
In der Kfz- und der Gebäudeversicherung schreibt die Versicherungsbranche seit Jahren rote Zahlen. Auch in diesem Jahr dürften die Prämieneinnahmen nach Einschätzung der Hannover Rück branchenweit nicht ausreichen, um die Aufwendungen für Schäden, Verwaltung und Vertrieb zu decken. In der Gebäudeversicherung war dies seit Jahrzehnten nicht anders. „Ich glaube aber, dass der Schadenanfall in diesem Jahr einige Versicherer zum Aufwachen gebracht hat“, sagte Pickel.
Die Rückversicherer wittern nach den Katastrophen gute Geschäftschancen. „Ich erwarte, dass die Rückversicherungspreise nach oben gehen“, sagte Munich-Re-Vorstand Ludger Arnoldussen. Während der weltgrößte Rückversicherer im Großteil der Welt allenfalls stabile Preise erwartet, rechnet er auf dem Heimatmarkt mit einer anziehenden Nachfrage und einem steigenden Prämienniveau.
Die Hannover Rück will ihren Marktanteil weiter profitabel ausbauen. Da das Unternehmen in diesem Geschäft erst ab einer bestimmten Schadenhöhe einspringt, betrachtet Pickel das Geschäft grundsätzlich als reizvoll, auch wenn in diesem Jahr die hohen Schäden das Ergebnis verderben.
Die Belastung hält sich für die Großen der Branche allerdings in Grenzen: Die Hannover Rück erwartet vom Juli-Hagel eine Belastung von 64 Millionen Euro, die Munich Re geht für sich von 180 Millionen Euro aus. Das Hochwasser in Juni kostet die Münchner voraussichtlich 230 Millionen Euro, die Hannoveraner schätzen ihren Schaden auf 137 Millionen Euro.
Mit steigenden Rückversicherungsprämien würde der deutsche Markt aus dem weltweiten Trend herausstechen. Ein Überangebot hält die Rückversicherungsprämien seit längerem unter Druck. Bei der Vertragserneuerung in der Schaden- und Unfall-Rückversicherung zum kommenden Jahreswechsel erwartet Arnoldussen für das weltweite Munich-Re-Geschäft lediglich „weitgehend stabile Preise“. Auch die Hannover Rück geht lediglich von einem stagnierenden Preisniveau aus.