Marktforschung Nach Rekordverlust: GfK wartet weiter auf Kehrtwende

Nürnberg (dpa) - Die Führung des wirtschaftlich angeschlagenen Marktforschungsunternehmens GfK rechnet auch nach dem Einstieg des US-Investors KKR für 2017 noch nicht mit einer Kehrtwende.

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Der Umsatz des Unternehmens werde in diesem Jahr allenfalls leicht wachsen, sagte GfK-Vorstandssprecher Gerhard Hausruckinger am Dienstag in Nürnberg. Das angepasste operative Ergebnis, das laut GfK in der Branche maßgeblich ist, werde auf dem bereits geschrumpften Vorjahresniveau verharren.

Das laufende Jahr sei weiterhin von einer herausfordernden Wettbewerbssituation“ geprägt, sagte Hausruckinger. Zu schaffen mache dem Unternehmen vor allem die wachsende Konkurrenz kleinerer Startup-Unternehmen.

Diese punkteten bei immer mehr Firmenkunden mit preiswerten Online-Befragungen und drückten so die Preise für Umfragen. Konkurrenz erwachse der klassischen Marktforschung auch mit den sozialen Medien. Mit Recherchen etwa auf Facebook ersparten sich Firmen zunehmend teure Konsumentenbefragungen.

Im klassischen Marktforschungsgeschäft wiederum, dem GfK-Bereich Consumer Choices, bremsen nach Hausruckingers Angaben anhaltende Probleme mit neuen Fernsehforschungsaufträgen in Brasilien und Saudi Arabien das Unternehmen aus. Unerwartet schwierig sei es bereits gewesen, Haushalte für die Fernsehreichweitenmessung zu gewinnen. Nun sei in Brasilien auch noch eine von vier an dem Projekt beteiligten TV-Anstalten abgesprungen.

Durchstarten will das Unternehmen mit dem früheren Chef des Küchengeräte-Herstellers WMF, Peter Feld. Der 51-jährige Manager wird bereits an diesem Mittwoch die Unternehmensführung übernehmen. Er soll die GfK mit ihren mehr als 13 000 Mitarbeitern international konkurrenzfähig und rentabel machen. Hausruckinger wird sich künftig im GfK-Vorstand auf die Leitung des Bereichs Consumer Choices, der klassischen Verbraucherbefragung, beschränken.

Unklar ist derweil, ob die im S-Dax notierte GfK auch in Zukunft an der Börse bleibt. Zusammen mit dem GfK-Verein hält der US-Investor KKR seit Anfang März mehr als 86 Prozent der GfK-Anteile. Bei einem Anteil von 95 Prozent könnten beide GfK-Hauptanteilseigner die verbliebenen Aktionäre hinausdrängen und die GfK von der Börse nehmen. GfK-Finanzvorstand Christian Diedrich hielt sich bei dem Thema bedeckt: „Wie es weiter geht, muss man sehen. Dazu kann ich nichts sagen“.

Millionenschwere Firmenwert-Abschreibungen hatten dem Nürnberger Marktforscher im Jahr 2016 einen Rekord-Konzernverlust von 136,5 Millionen beschert. Wegen der wirtschaftlichen Turbulenzen hatte das Unternehmen stark an Wert verloren, was in den Büchern als Verlust verbucht werden muss. Beim Umsatz musste die GfK einen Rückgang um 3,9 Prozent auf 1,483 Milliarden Euro hinnehmen. Der Gewinn aus den laufenden Geschäften (angepasstes operatives Ergebnis) sank dagegen im Vergleich zu 2015 lediglich um 17,2 Prozent auf 155,3 Millionen Euro.