Nach Streik-Absage: Lufthansa erwartet Normalbetrieb
Frankfurt (dpa) - Die Piloten haben einen für diesen Dienstag (16. September) geplanten Streik bei der Lufthansa kurzfristig abgesagt. Die Lufthansa will nun weitgehend nach Plan fliegen.
Lufthansa-Fluggäste können aufatmen: Nach der Absage des Piloten-Streiks erwartet die Airline am Dienstag einen normalen Flugbetrieb. Lediglich die Passagiere von sieben Flügen, deren Startzeit vorverlegt wurde, müssten früher am Flughafen sein, sagte ein Lufthansa-Sprecher am Morgen. Die neuen Abflugzeiten seien nicht nochmals geändert worden, weil dies zu Verwirrungen geführt hätte. „Alle anderen Flüge starten nach dem ganz normalen Flugplan“, sagte der Sprecher.
Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte am Montagabend überraschend einen für Dienstag geplanten Streik am Frankfurter Flughafen abgesagt. Cockpit begründete die Streikabsage am Montagabend damit, neue Gespräche mit der Airline anzupeilen. Bei dem Tarifkonflikt geht es um Regelungen zum Vorruhestand der Piloten.
Die Vereinigung Cockpit hatte ursprünglich geplant, am Dienstag zwischen 9.00 und 17.00 Uhr Langstreckenflüge ab Frankfurt zu bestreiken. Die Lufthansa hatte aber angekündigt, sämtliche 40 betroffenen Verbindungen stattfinden zu lassen. Lufthansa hatte bereits an vorangegangenen Streiktagen frühere Piloten, die nun im Management arbeiten, und Freiwillige in ungenannter Zahl eingesetzt.
VC-Sprecher Jörg Handwerg sprach von einem „modifizierten Angebot“ der Lufthansa zum Vorruhestand der Piloten. Dieses sei „diskussionswürdig“. Die Tarifkommission der Pilotengewerkschaft habe noch für diese Woche neue Gesprächstermine angeboten. „Ob es gelingt, die Arbeitskampfmaßnahmen dauerhaft abzuwenden, ist derzeit noch nicht absehbar“, teilte VC zugleich mit.
Angesichts der Piloten-Streiks fordert die Fluggesellschaft eine Bündelung von Tarifverhandlungen in volkswirtschaftlich sensiblen Verkehrsbereichen. „Wir respektieren natürlich das Streikrecht“, sagte Lufthansa-Passage-Vorstand Karl Ulrich Garnadt der „Rheinischen Post“. „Es gibt aber in der Verkehrswirtschaft Bereiche, die so sensibel sind, dass Streiks dort der gesamten Volkswirtschaft massiv schaden.“
Die Lufthansa hatte bereits am Mittag ihr Angebot an die Pilotengewerkschaft konkretisiert. Sie legte komplexe Berechnungen vor, nach denen die einzelnen Piloten in den Vorruhestand treten könnten. Von ihren grundsätzlichen Forderungen nach einem späteren individuellen Eintritt (60 statt 55) sowie einer Anhebung des durchschnittlichen Eintrittsalters (von 58 auf 61) wich die Lufthansa laut ihrer Mitteilung aber nicht ab.
Die Pilotengewerkschaft will die Übergangsversorgung auf dem heutigen Stand beibehalten. Derzeit gehen die rund 5400 Piloten und Co-Piloten im Schnitt mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand - also sechs Jahre vor dem Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze.
Seit April hat die VC in vier Streikwellen bei Lufthansa und ihrer Tochter Germanwings rund 4300 Flüge ausfallen lassen, die Reisepläne von über 480 000 Menschen durcheinandergebracht und dem Unternehmen Millionenverluste zugefügt.