Nervosität in der Wirtschaft wächst - Ifo-Index fällt deutlich

München (dpa) - In der deutschen Wirtschaft wächst die Furcht vor einer Konjunkturabkühlung. Im Februar gab der Ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal in Folge nach von 107,3 Punkten im Januar auf 105,7 Punkte.

Foto: dpa

Dies teilte das Ifo Institut für Wirtschaftsforschung am Dienstag in München mit. Drei Rückgänge des Konjunkturbarometers in Folge werden traditionell als Abschwungsignal gedeutet. „Die Sorgen der deutschen Wirtschaft werden größer, insbesondere in der Industrie“, erklärte der scheidende Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn.

Ihre aktuelle Lage schätzten die rund 7000 befragten Firmen aus Industrie, Einzel- und Großhandel sowie aus der Bauwirtschaft im Februar leicht besser ein. Der entsprechende Index stieg von 112,5 auf 112,9 Punkte. Der Blick in die Zukunft fiel allerdings deutlich pessimistischer aus: Der Erwartungsindex rutschte von 102,3 auf 98,8 Punkte. Experten hatten zwar mit einem neuerlichen Rückgang des Ifo-Index gerechnet, aber einen weniger deutlichen Dämpfer erwartet.

Besonders groß sind die Zukunftssorgen derzeit in der Industrie. Hier zeigte sich nach Angaben der Ifo-Forscher der stärkste Rückgang der Erwartungen seit November 2008. Aber auch im Einzel- und im Großhandel trübte sich die Stimmung ein.

Einige Banken-Volkswirte sehen derzeit aber keinen Grund für allzu große Konjunktursorgen. Angesichts der weiterhin hoch ausgelasteten Wirtschaft in Deutschland und der intakten Binnennachfrage sei die Furcht vor einem Abschwung „etwas übertrieben“, erklärte Stefan Kipar von der BayernLB. Auch KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner betonte: „Etwas mehr Gelassenheit wäre angezeigt.“ Die deutsche Wirtschaft sei in allen vier Quartalen des vergangenen Jahres mit erstaunlich stabilen Raten gewachsen „und dürfte dies auch weiterhin tun“, so Zeuner.

Skeptischer ist Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Der neuerliche Rückgang des Ifo-Index signalisiere einen Abschwung in der Industrie. Viele Experten müssten deshalb wohl ihre Wachstumserwartungen für Deutschland und wohl auch für den Euroraum nach unten korrigieren.