Erhebung Anbieterwechsel: Gaskunden verschenken mit alten Tarifen viel Geld

Nicht einmal jeder fünfte Haushalt nutzt die Chance, den Anbieter zu wechseln. Pro Jahr lassen sich mehr als 600 Euro sparen.

Vergleichen lohnt. Bis zu 527 Euro können Verbraucher sparen, wenn sie die Tarife der Gasanbieter vergleichen würden.

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Düsseldorf. Millionen von Gaskunden in Deutschland verschenken Geld, weil sie an teuren Tarifen festhalten. Nicht einmal jeder fünfte Verbraucher hat nach einer Erhebung von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur zwischen 2006 und 2014 die Möglichkeit zum Anbieterwechsel genutzt.

Dabei könnten die Gaskunden viel Geld sparen. Die Preisdifferenz zwischen günstigen Anbietern und der teuren Grundversorgung liegt nach Berechnungen des Vergleichsportals Check 24 für eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 20 000 Kilowattstunden jährlich bei bis zu 527 Euro. Das Konkurrenzportal Verivox errechnet sogar einen Unterschied von jährlich 619 Euro: Bis zu 1468 Euro zahlt ein Durchschnittshaushalt demnach im Grundversorgungstarif, wogegen der günstigste Anbieter inklusive Wechselbonus nur 849 Euro verlangt.

Dass die Verbraucher überhaupt wechseln können, verdanken sie dem Bundeskartellamt. Nach drastischen Preiserhöhungen bestehe der Verdacht des Marktmissbrauchs, urteilte die Behörde vor zehn Jahren. Seit dem 1. April 2006 müssen die Unternehmen den Kunden die Möglichkeit zum Anbieterwechsel einräumen. Bis dahin war das praktisch nur bei einem Umzug möglich.

Inzwischen gibt es mehr als 900 Gasanbieter auf dem Markt. Doch die Bereitschaft zum Wechsel ist bei den rund 20 Millionen Haushalten, die hierzulande mit Gas versorgt werden, nur gering ausgeprägt. Mehr als 80 Prozent werden nach wie vor vom örtlichen Versorger beliefert. Fast jeder vierte Gaskunde hat dort laut der Erhebung von Kartellamt und Netzagentur noch einen besonders teuren Grundversorgungsvertrag.

Nach Einschätzung von Oliver Bohr von Check 24 liegen die Gaspreise höher als notwendig. „Die Verbraucher profitieren nur zum Teil von den gesunkenen Großhandelspreisen“, sagt er. Lediglich ein Drittel der Grundversorger hätte die Preise im Schnitt um 4,5 Prozent reduziert oder Senkungen angekündigt. Weitaus kräftiger fallen die Reduzierungen beim Heizöl aus. Innerhalb eines Jahres ist der Preis um 26 Prozent gefallen. Die sehr lange übliche Bindung der Gas- an die Ölpreise existiert allerdings nicht mehr (siehe Infokasten).

„Viele Gasversorger setzen auf die Unwissenheit oder Trägheit ihrer Kunden“, sagt Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. Offenbar gebe es eine irrationale Angst vor einer Gas-Abschaltung, falls beim Wechsel des Anbieters etwas schief läuft. „Dabei ist das Abdrehen des Gashahns gesetzlich ausgeschlossen“, sagt Sieverding. Die angekündigten Preissenkungen von durchschnittlich 4,5 Prozent hält er nicht für ausreichend. „Angesichts der deutlich reduzierten Bezugskosten könnten die Preise sehr viel stärker fallen.“