Neu formierte Hapag-Lloyd auf Weg zum Börsengang
Hamburg (dpa) - Das neu formierte Reederei-Schwergewicht Hapag-Lloyd steuert auf einen Börsengang im kommenden Jahr zu. Das sei mit den anderen Hapag-Lloyd-Anteilseignern verbindlich festgelegt, schreibt der Chef des Reisekonzerns Tui, Friedrich Joussen, in einem internen Papier an das Management.
Es lag der dpa am Donnerstag vor. Größter Hapag-Lloyd-Einzelaktionär wird die Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV), die ihr Containergeschäft bei Hapag-Lloyd einbringt. Am Mittwochabend hatten die Unternehmen einen Fusionsvertrag in Hamburg unterschrieben, wo auch der Hauptsitz bleibt. Für das Lateinamerika-Geschäft entsteht in Chile eine Regionalzentrale.
Durch den Zusammenschluss entsteht das weltweit viertgrößte Unternehmen der Branche. Es kommt auf einen Gesamtumsatz von rund 12 Milliarden Dollar (8,7 Mrd Euro). Die Waren in mehr als jährlich rund sieben Millionen TEU (Standardcontainer) werden von mehr als 200 Schiffen transportiert. CSAV-Chef Oscar Hasbún sieht die nun größere Reederei in einer erheblich verbesserten Wettbewerbsposition. 300 Millionen Dollar (217 Mio Euro) sollen durch die Fusion eingespart werden.
Durch den neuen Miteigner CSAV ändert sich bei Hapag-Lloyd auch die Anteilsstruktur. Zunächst hält CSAV 30 Prozent. Nach Abschluss der Transaktion ist eine Kapitalerhöhung von 370 Millionen Euro beschlossen, von der CSAV 259 Millionen Euro übernimmt. Ihr Anteil steigt weiter auf 34 Prozent.
Die übrigen 111 Millionen Euro finanziert alleine der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne. Der Anteil seiner Kühne Maritime GmbH sei noch nicht abschließend berechnet, sagte sein Sprecher. Er werde aber über 20 Prozent liegen (bisher: 28,2) Prozent. Die anderen Hapag-Anteilseigner halten bis zum Börsengang nach eigenem Bekunden 23 Prozent (Stadt) beziehungsweise 13,9 Prozent (Tui). Hamburger Banken und Versicherungen sind einstellig beteiligt.
„Diese Fusion entspricht meinem lang erhofften Ziel, Hapag-Lloyd in die weltweite Spitzengruppe der Linienreedereien zu führen und meine Heimatstadt Hamburg als einen der wichtigsten Seehäfen im globalen Wettbewerb zu festigen“, teilte der Milliardär Kühne mit. Mit CSAV und der Stadt werde er sich „langfristig verbinden“ und die Mehrheit an der Reederei - rund 75,5 Prozent - halten. Auch Hamburgs Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) sieht den heimischen Schifffahrtsstandort gestärkt.
Der Reisekonzern Tui wollte sich seit langem aus der Container-Schifffahrt zurückziehen, die nicht zu seinem Kerngeschäft zählt. Nun will Tui beim Börsengang 2015 seine Anteile komplett abgeben.
Der Fusion müssen die Wettbewerbsbehörden noch zustimmen. Eine weitere Bedingung ist, dass nicht mehr als fünf Prozent der CSAV-Minderheitsaktionäre ihr Rückzugsrecht ausüben. Das wird sich bis zum 20. April endgültig entscheiden. Bei einer Hauptversammlung im März hatten die CSAV-Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung nahezu geschlossen der Fusion zugestimmt.