Neue Finanzsteuer: Deutsche Börse-Aktie sackt ab
Frankfurt/Main (dpa) - Nach den Ankündigungen beim deutsch-französischen Sondertreffen zur Stabilisierung der Eurozone sind die Aktien der Deutschen Börse auf Talfahrt gegangen. Händler begründeten dies mit den Plänen für eine europäische Finanztransaktionssteuer.
Kurz nach Handelsstart sackten die Titel des deutschen Börsenbetreibers am Mittwoch um mehr als 6 Prozent ab. Damit belegten sie zunächst abgeschlagen den letzten Platz im deutschen Leitindex Dax, der zeitgleich im Minus startete und zum Auftakt 1,45 Prozent auf 5908 Punkte einbüßte.
Ein Händler sagte, die Pläne seien eine Belastung sowohl für den Frankfurter Börsenbetreiber als auch für die NYSE Euronext, mit der die Deutsche Börse sich zusammenschließt. Ein weiterer Börsianer verwies unter Berufung auf Analysten darauf, dass die NYSE Euronext schätzungsweise ein Drittel und die Deutsche Börse sogar rund 80 Prozent ihrer Nettoerlöse mit Transaktionen innerhalb Europas erziele.
Von einem anderen Experten hieß es, die Geschichte sei auf jeden Fall negativ für die Deutsche Börse. Allerdings sei eine solche Steuer in Europa schon häufig diskutiert und nie umgesetzt worden.
Die UBS sieht in dem deutsch-französischen Vorschlag eine ernsthafte Belastung für die Börsenbetreiber: In Schweden habe eine solche Steuer in den 90er Jahren zu einem Rückgang des Handelsvolumens um 85 Prozent geführt, schreibt Analyst Arnaud Giblat in einer aktuellen Studie. Allerdings hält er eine Umsetzung angesichts des erwartbaren Widerstands aus London für unwahrscheinlich. Großbritannien werde den Vorschlag wohl kaum unterstützen, da der Londoner Finanzplatz wegen der starken Bedeutung seines Finanzsektors am meisten unter einer Transaktionssteuer leiden würde.
Auch Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt Research hält deren Einführung für zweifelhaft. Sie wäre zudem schädlich für den hiesigen Finanzsektor und könnte angesichts des globalen Charakters der Branche leicht umgangen werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatten sich am Dienstag in Paris auf weitreichende Vorschläge für ein besseres Krisenmanagement verständigt. Im Zentrum: eine Wirtschaftsregierung, eine verbindliche Schuldenbremse in allen 17 Euro-Ländern und eine Finanztransaktionssteuer. Der Einführung gemeinsamer Eurobonds erteilten sie aber eine klare Absage.