Neuer Klinik-Riese entsteht

Fresenius will den Rivalen Rhön-Klinikum für 3,1 Milliarden Euro übernehmen.

Bad Homburg. Fresenius-Chef Ulf Schneider ist immer für eine Überraschung gut. Um einen Marktführer bei den privaten Krankenhäusern in Deutschland zu formen, will Fresenius für 3,1 Milliarden Euro den Rivalen Rhön-Klinikum kaufen.

„Der geplante Erwerb ist ein bedeutender Schritt im weiteren Ausbau unseres Krankenhausgeschäfts“, sagte Schneider.

Helios ist bereits nach der Übernahme der Damp-Gruppe in Schleswig-Holstein der größte private Klinikbetreiber in Deutschland. Auch Rhön gehört zu den Größten der Branche. Mit der Fusion von Fresenius und Rhön entstünde ein Krankenhausriese mit erheblichen Größenvorteilen und sechs Milliarden Euro Umsatz.

Fresenius bietet für jede Rhön-Aktie 22,50 Euro und damit rund 50 Prozent mehr als den Kurs vor dem Angebot. Rhön kündigte an, die Offerte zu prüfen. Rhön-Gründer Eugen Münch, der mit seiner Frau 12,45 Prozent an der Rhön-Klinikum AG hält, ist mit dem Geschäft einverstanden und will auch den übrigen Aktionären die Annahme empfehlen.

Der Druck auf die Kommunen, defizitäre Krankenhäuser zu privatisieren, nimmt durch die Verschuldung der öffentlichen Haushalte zu. Bis 2020 werden — falls nicht dagegen gesteuert wird — einer Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung zufolge etwa zehn Prozent von derzeit 2000 deutschen Kliniken ihre Pforten schließen. Seit 1991 habe sich in den Kliniken ein Investitionsstau von 14 Milliarden Euro angehäuft.

Besonders für kleine Häuser in kommunaler Trägerschaft werden laut Studie die nächsten Jahre hart. Bei dem Verkauf kommunaler Kliniken an private Klinikbetreiber schlagen immer wieder die Emotionen hohe Wellen.

Die Gewerkschaft Verdi warnte nach der Offerte für Rhön mit Blick auf die Fusion vor der damit entstehenden Marktmacht. Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke befürchtet erhebliche Nachteile für die öffentlichen und kirchlichen Krankenhäuser, zum Beispiel bei Verhandlungen mit den Krankenkassen.